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  • AutorenbildMarion Marquardt

Der Nationalpark Puyehue - die Besteigung des Puyehue Vulkans

Aktualisiert: 10. Juni 2023

Die heißen Thermalquellen im valdivianischen Regenwald laden zum Entspannen ein
Trailhead Anfahrt mit Hindernissen - ein Gaucho hilft uns und unserem festgefahrenen Auto aus der Patsche
Dampfender Regenwald, sattgrüne Hochebenen, und wüstenhafte Asche- und Lavafelder - ein Trekking über sämtliche Klima- und Vegetationszonen
Der frühe Vogel... - fantastische Blicke am Kraterrand des Vulkans Puyehue in den Morgenstunden

Bevor wir nach etwa 7 Wochen in Chile wieder nach Argentinien fahren, haben wir noch ein Highlight auf dem Programm: den Vulkan Puyehue im gleichnamigen Nationalpark. Er ist vergleichsweise unbekannt und wenig frequentiert. Noch ein Grund mehr für uns, dort ein Trekking zu machen. Und wohl die erste Gelegenheit, einen Vulkan zu besteigen und direkt bis an einen Kraterrand zu wandern. Zunächst entspannen wir uns allerdings in den Thermalquellen des Nationalparks. Zugegeben, sie sind nicht sonderlich schön. Die Chilenen punkten weder mit Serviceorientierung, noch Crosselling in Form einer Cocktailbar (oder was man sich halt sonst so vorstellt als Deutscher). Aber der Entspannungseffekt von heißem Wasser ist da. Und schließlich haben keine Badewanne im Camper :-)

Am nächsten Tag machen wir uns auf in Richtung Trailhead. Viel Information über die Wanderung haben wir nicht - einzig eine Beschreibung aus einem 20 Jahre alten Wanderführer. Wir sind gespannt. Obwohl es sich um einen Nationalpark handelt, liegt ein Teil der Wanderung auf privatem Gelände. Und so wird natürlich Wegezoll verlangt - nicht zu wenig mit knapp 20 Euro pro Person. Immerhin gibt es am Fuße des Vulkans eine Schutzhütte, die wir nutzen dürfen, so lange wir wollen. Nachdem wir uns beim Besitzer registriert haben, erfahren wir, dass wir mit unserem Allradfahrzeug sogar noch etwa 5 km weiter fahren können, um uns die Fußstrecke zu verkürzen. Perfekt! Es geht einen matschigen Weg nach oben, wir fahren entspannt im Allradantrieb mit Geländeuntersetzung. Bis an einem steilen Stück mit etwa 25° Grad Steigung nichts mehr geht. Ich sehe aus dem Beifahrerfenster, dass der rechte Vorderreifen durchdreht. Wir starten einen Versuch am Hang anzufahren, diesmal mit Differentialsperren. Vergeblich. Als wir aussteigen sehen wir erst das gesamte Ausmaß der Katastrophe: wir haben uns mit drei von vier Reifen im Schlamm "eingegraben". Hinten sitzen wir auf, wir stecken fast 50 cm im Dreck. Sämtliche Bodenfreiheit unseres Toyota ist dahin. Vielleicht hätten wir vorher aussteigen sollen... Unsere einzige Lösung - uns freischaufeln. Paradoxerweise hat man auf dem riesigen, abgelegenen Grundstück hervorragenden 4G Empfang. Während Micha gräbt, google ich nach Alternativen, schaue YouTube Videos, wie man sich aus solchen Situationen befreit - allerdings alles mit Fremdhilfe oder Hilfsmitteln, die wir nicht an Bord haben. Eine mühsame Angelegenheit für Micha. Wir wechseln uns ab. Nach etwa 2 Stunden starten wir einen Versuch bergab herauszukommen, jedoch bewegt sich Nichts.


Als wir gerade weiter graben wollen, kommt auf einmal ein Gaucho angeritten. Ich brauche nicht viel zu erklären... Und einige Minuten später kommt von oben Richtung Trailhead ein Jeep. Unsere Rettung? Sie wollen versuchen, uns rückwärts den Hang hinab rauszuziehen. Beim ersten Versuch reißt das Lasso nach ein paar Sekunden (kein Scherz, Gaucho Style halt :-)). Kurzerhand fahren die beiden mit dem Jeep davon, das Pferd bleibt bei uns. Mit einem festeren Gurt kommen die beiden zurück. Neuer Versuch, neues Glück. Tatsächlich kommen wir aus dem Quark... ähhh Matsch. Leider rutschen wir so blöd quer, dass wir um ein Haar mit dem Hinterreifen in einen Graben fahren. Uns ist nicht mehr zum Lachen zumute... Und auch ans fotografieren ist nicht zu denken - es geht um zu viel. Wir haben noch einen Versuch vorwärts. Der muss sitzen. Der Jeep zieht und wir schaffen es tatsächlich auf eine gerade Fahrspur. Puh! Bei der Frage, ob wir weiter Richtung Trailhead fahren wollen, müssen wir nicht lange überlegen. Wir parken unser Auto auf der nächsten Grasebene. Auf den ersten Blick scheint alles heil geblieben.


Jetzt kann es zur Wanderung losgehen - etwa 4 Stunden später als geplant. Wir werden es wohl kaum bei Tageslicht zum Refugio El Caulle schaffen, wenn die Zeitangaben stimmen. Aber das ist das einzige Wetterfenster, das wir haben. Der Weg ist sehr steil, aber nicht arg lang. Nach etwa 2,5 Stunden haben wir die 1.000 Höhenmeter geschafft. Micha kann sogar noch die letzten Sonnenstrahlen auf der wunderschönen Hochebene einfangen. Was für ein Tag! Nach dem Abendessen verkriechen wir uns direkt in die Schlafsäcke. Wir wollen früh raus, um das beste Licht auf dem Vulkankrater mitzunehmen.


Refugio El Caulle Besteigung des Puyehue Vulkans, schöner Vulkan, Vulkankrater Chile
Nach kleiner Verzögerung gehts zum Refugio El Caulle

Refugio El Caulle Vulkan Puyehue Nationalpark
Das Refugio El Caulle

Puyehue Vulkan Vulcano Chile National Park
Unser morgiges Ziel....


Kurz nach Sonnenaufgang machen wir uns auf den Weg zur Besteigung des Puyehue Vulkans... Die 800 Höhenmeter fühlen sich auf dem sandigen Untergrund, der ständig nachgibt, ziemlich anstrengend an... Wir finden sogar einen Begleiter - wie aus dem Nichts taucht ein Hund auf, der sich uns anschließt. Piti nennen wir ihn. Er scheint die Strecke gut zu kennen und ist ziemlich fit. Nach etwa 2 Stunden erreichen wir zu dritt den Kraterrand und können unseren Augen kaum trauen. Der Blick ist einmalig. Unter uns liegt der gefrorene Krater mit mehr als 2 km Durchmesser. Um uns herum wüstenhafte Asche-und Lavafelder, und im Hintergrund alle Seen und Vulkane der Region. Sogar den mehr als 100 km entfernten Vulkan Villarrica sehen wir. Wahnsinn! Wir genießen die Aussicht bei angenehmen Temperaturen und kaum Wind und stärken uns. Auch Piti hat sich ein Stück Salami verdient :-)




Krater Puyehue National Park Vulkan Vulcano Chile Wanderung Highlight
Was eine Aussicht in den gigantischen Krater.....

Krater Puyehue National Park Vulkan Vulcano Chile Wanderung Highlight
eine etwas andere Perspektive....einfach unglaublich

Der Abstieg geht rasend schnell. Trotz steilem Gelände gibt der Vulkansand guten Halt. Mittags kommen wir am Refugio an, inzwischen hat es an die 15 Grad bei strahlendem Sonnenschein. Perfekt für eine lange Mittagspause! Gegen Nachmittag machen wir uns auf und steigen ab. Noch eine kalte Nacht in dem Refugio ohne trockenes Feuerholz muss nicht sein. Zudem soll es am nächsten Tag regnen.

Wir sind froh, wieder bei unserem Auto zu sein, mit genug Wasservorräten und einer Standheizung :-) Und glücklicherweise scheint alles in Ordnung mit dem Fahrzeug. Ein Grund mehr, unsere Offroad Fahrkenntnisse weiter zu trainieren. Nichts geht über Erfahrung!

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