In einigen Foren hatten wir von Lumi i Shales gehört, einer kristallblauen Bucht mitten in den albanischen Alpen. Die Bilder waren vielversprechend. Und damit war es als Ziel gesetzt.
Inzwischen war es schon Ende Oktober. Die Sommersaison, die es im Corona Jahr in Albanien eh nicht so wirklich gab, war längst vorbei. Enttäuscht mussten wir feststellen, dass die Bootstransfers, die sonst täglich angeboten werden, nicht mehr buchbar waren. Da musste es doch einen Weg geben... Mit dem Kajak waren die mehr als 20 km definitiv zu weit. Und so fanden wir einen Kontakt, der uns das alles privat organisiert hat. Am Abend zuvor mussten wir erstmal nach Koman fahren, von wo aus die Fähren über den gleichnamigen Stausee losfahren. Die Anfahrt mit dem VW Bus wurde immer abenteuerlicher, und so haben uns die knapp 60 km mehrere Stunden gekostet. Dort angekommen, war es bereits dunkel. Die Unterkunft, die wir gebucht hatten, war schon im off-season Modus. Uns hat zwar jemand das Zimmer gezeigt, allerdings gab es dort kein Essen mehr, und das Warmwasser und Internet war auch schon abgestellt. Also sind wir zum einzigen weiteren Hotel gefahren, um dort zu essen. Die Besitzer waren gerade selbst beim Abendessen und waren ganz überrascht über Gäste. Gastfreundlich wie die Albaner sind, haben sie uns kurzerhand zu sich an den Tisch eingeladen. Leider sprachen die beiden keinerlei Fremdsprache, so mussten wir uns mit Händen, Füßen und Google Translator behelfen. Letztendlich war es ein sehr herzlicher, geselliger Abend. Die beiden haben natürlich auch jede Bezahlung abgelehnt. Dafür haben wir Ihnen eine gute Google Rezension hinterlassen :-)
Am nächsten Tag geht's los mit der Fähre. Wir haben unsere Rucksäcke gepackt und zum Übernachten unser Zelt dabei. Nach ca. 30 Minuten steigen wir - als Einzige wohlgemerkt - um. Ein junger Typ bringt uns mit dem Motorboot zur Flussmündung. Als das Wasser immer seichter wird, befürchten wir schon, wir müssen den Rest gegen die starke Strömung im kalten Wasser waten. Denkste! Auf einer Sandbank steht schon eine Nussschale mit zwei Typen und wartet auf uns. Jetzt wird's abenteuerlich.
Gerade so haben wir zu viert Platz und dann geht's stromaufwärts weiter. Damit wir nicht aufsitzen, müssen wir auf Kommando die Position im Boot wechseln. Wir sind so baff von den wahnsinnigen Manövern, dass wir gar nichts von der wunderschönen Landschaft mitbekommen. Schließlich legen wir bei Eagles Land an, das B&B, das dem Steuermann gehört.
Unser Zeltplatz ist gegenüber auf der Sandbank. Erstmal erkunden wir diesen wunderschönen Flecken Erde. Dass wir mitten in den albanischen Alpen sind, kann man sich bei dem türkisblauen Wasser, dem Sand und dem satten Grün um uns herum gar nicht vorstellen. Macht Euch selbst ein Bild vom Paradies:
Später am Nachmittag nehmen wir die Einladung zum Kaffee an. Wir werden mit dem Boot abgeholt, um auf die andere Flussseite zu kommen. Den Kaffee gibt's natürlich nur zusammen mit hausgemachtem Raki. Zurück zu unserem Zeltplatz geht's dann auf der selbst konstruierten Zipline - ein mega Spaß! Der Besitzer, der dort mit seiner Mutter wohnt, hat einige Arbeiter hier, mit denen er seine Gebäude in Schuss bringt. Er fährt nochmal mit dem Boot raus. Wir machen schon mal Lagerfeuer und bereiten unser Abendessen zu, bzw. versuchen es. Es sind nämlich auch einige Hunde hier. Sie gehören den Nachbarn, die außer der Saison nicht hier sind. Und so suchen sie Gesellschaft. Einer davon ist ein richtiges Kalb. Es ist fast unmöglich, zu kochen und zu essen. Einer muss immer die Hunde ablenken.
Es ist schon längst dunkel und wir haben gar nicht mitbekommen, dass unser Gastgeber zurückgekommen ist. Moment mal - auf einmal kommt aus der Dunkelheit ein Geräusch von einem Motor, begleitet von ein bisschen Schrabbern am Boden. Das darf doch nicht wahr sein! Der fährt die Strecke im Dunkeln, nur mit einer Stirnlampe. Er sagt nur "Tutto e possibile" (zu deutsch: "Alles ist möglich."). Wir werden direkt auf ein paar Kastanien eingeladen und steigen ins Boot. Drüben sitzen wir ums Feuer und genießen guten italienischen Wein. Der schmeckt einfach deutlich besser als der albanische. Und unser Gastgeber ist, wie wir erfahren, oft in Italien, er hat dort sogar Frau und Kinder. Die Konversation auf italienisch funktioniert immer besser. Nach ein paar Gläsern Wein spricht sogar Micha italienisch. Tutto e possibile :-)
Wir verbringen einen sehr geselligen Abend. Jetzt geht's im Dunkeln per Zipline zurück zum Zelt. Woooohooooo :-) Die Hunde sind leider noch immer da und belagern unser Zelt. Einer hat sich auf der restlichen Glut vom Lagerfeuer ausgebreitet. Micha versucht ein paar Nachtaufnahmen vom Sternenhimmel zu machen. Trotz Schwips und Hunden ganz gut, oder?
Die Nacht wird unruhig und der nächste Morgen hart... das Frühstück fällt dank der Terrorhunde aus. Dafür haben wir keinen Nerv. Der Kopf tut zu weh für das Theater. Schon bald erwartet uns unser Gastgeber mit dem Boot und es geht zurück. Da wir jetzt mit der Strömung fahren, etwas rasanter als gestern. Schließlich steigen wir ins Motorboot um, das uns direkt nach Komani bringt. Was für ein Ausflug! Ein wunderschöner Ort. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass er zur Hochsaison, wenn täglich mehrere hundert Touristen dort sind, den Charme verliert. Wir hatten mega Glück, dass wir dieses Paradies für uns hatten.
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