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  • Writer's pictureMarion Marquardt

Der Iberá Nationalpark - ein spannendes Naturschutzprojekt im Norden Argentinien's

Updated: Nov 29, 2022


Geduld ist gefragt beim Grenzübertritt von Brasilien
Neues Land, neue Erfahrungen... über Polizeikontrollen und Cappuccino in Argentinien
Nachhaltiger Tourismus abseits der Massen - wir genießen die Ruhe im Iberá Nationalpark
Erfolge im Naturschutz und Artenerhalt sowie Naturkatastrophen sind hautnah zu erleben

Wir sind wieder in Argentinien. Vor etwas mehr als 6 Wochen sind wir in Buenos Aires gelandet, haben dann allerdings schon bald das Land verlassen, um unser Auto in Montevideo, Uruguay, abzuholen (>>> siehe unser Blog). Nach einem langen Abstecher nach Brasilien, ins Pantanal, sind wir zurück und überqueren die Grenze bei Puerto Iguazú. Wir sind früh morgens dran, viel los ist auf der brasilianischen Seite nicht. Das heißt aber nicht, dass die Grenzabwicklung schnell geht. Das Mädchen bei der Migración schaut lieber auf Instagram, als in unsere Reisepässe. Und dann müssen wir ja noch das Zolldokument für unser Auto, mit dem wir uns bei der Einreise zur Wiederausfuhr des Fahrzeuges innerhalb von 3 Monaten verpflichtet haben, schließen. Leider haben wir dort vor 4 Wochen kein Papier bekommen, es ist allerdings im System gespeichert. Irgendwie müssen wir das den Beamten, die allesamt nur portugiesisch sprechen, klarmachen. Die wiederholen ständig, wir sollen einfach weiterfahren. Allerdings wären wir dann nach 3 Monaten zur Zahlung von Importzoll verpflichtet. Wir sind beharrlich. Der Kollege erkundigt sich schließlich und bestätigt die Ausfuhr - mit Ausdruck und Stempel. Jetzt sind auch wir deutschen Bürokraten zufrieden. Auf der argentinischen Seite erwartet uns zwar eine lange Schlange, aber als wir nach knapp zwei Stunden Wartezeit endlich dran sind, ist alles recht gut organisiert. Statt eines Stempels im Reisepass bekommen wir ein Zertifikat per Email und das TIP für unser Auto wird ohne große Diskussion automatisch vom Zoll ausgestellt. Prima! Jetzt kann es weitergehen.


Das Spanisch überfordert uns anfangs noch ein wenig. Wir waren ja die letzten vier Wochen in Brasilien unterwegs... Im ersten Moment verstehen wir auch nicht viel mehr als dort - obwohl wir vor unserer Reise fleißig Spanisch gelernt haben. Naja... Todo va a estar bien 😊


Positiv überraschen uns auf jeden Fall die guten Straßenverhältnisse im Vergleich zu Brasilien. Oft ist es zweispurig und der Teer ist ordentlich. Einzig die Speedbumps gibt es nach wie vor an jeder Ecke. Und es wimmelt von Polizeikontrollen. Bisher haben wir allerdings nur gute Erfahrungen gemacht. Wenn wir mal nicht durchgewunken werden, dann um uns zu fragen, woher wir kommen, wie uns Argentinien gefällt etc. Da wollen wir uns nicht beschweren. Und nebenbei können wir noch unser Spanisch auffrischen.


Endlich gibt es auch wieder Zugang zu gutem Kaffee. Von Brasilien waren wir ja leider nur gezuckerten Filterkaffee gewohnt. Als ich an der ersten Tankstelle eine Siebträgermaschine entdecke und explizit einen "Cappuccino Italiano" bestelle, fragt mich der Barista neugierig, was denn jetzt der Unterschied zwischen einem Cappuccino Italiano und seinem sei. Und ich muss zugeben, keiner! Ich genieße ihn 😊


Unser erstes Ziel in Argentinien ist der Iberá Nationalpark. Erst 2018 gegründet, ist er noch ein Geheimtipp und wir hoffen, dass das Naturschutzgebiet nicht überlaufen ist. Das 1.381,4 km² große Gebiet wurde ursprünglich von Doug Tompkins, dem Gründer von The Northface bzw. seiner Stiftung Conservation Land Trust – Argentina, gekauft und mit der Auflage, einen Nationalpark zu gründen, 2015 an Argentinien gestiftet. Die Parkranger widmen sich nicht nur dem Erhalt der Natur, sondern auch der Renaturierung verschiedener Tierarten (unter Federführung des Projekts Rewilding Argentina). So wurden unter anderem der große Ameisenbär und das Pampashirsch wieder eingeführt. Das wohl größte Vorhaben dort ist die Wiederansiedlung von Jaguaren. Diese sind bereits seit vielen Jahrzehnten dort ausgerottet, ebenso wie viele andere Tierarten. In 2021 hat man eine Jaguar Mutter mit ihren drei Jungtieren in einem geschützten Gebiet auf der Insel San Alonso angesiedelt, ein Jahr später ein Männchen. Mit Erfolg! Jüngst wurden die ersten Jaguar Babys in freier Wildbahn geboren. Leider ist die Insel nicht für Touristen zugänglich. Das Männchen ist wohl vor einigen Tagen über den Fluss geschwommen und nun irgendwo im riesigen Nationalpark Gebiet unterwegs. Ob wir ihm wohl begegnen...? Auf jeden Fall ist es weit unwahrscheinlicher als einen Jaguar im Pantanal zu sehen (>>> siehe unser Blog).


Portal San Nicolas Ibera Nationalpark, Argentinien Highlights Norden Natur Tiere Jaguare schönste Camping Plätze Marion Michael Marquardt mmq Photography Südamerika
Die Einfahrt in den Park erfolgt über eine Sandstrasse

Das Parkgebiet ist riesig, nur kleine Teile sind mit dem Auto zu erreichen. Es gibt vier sog. Portale, eines von jeder Himmelsrichtung. Wir entscheiden uns für das Portal San Nicolas, einen der weniger frequentierten Eingänge. Hier gibt es so gut wie keine touristische Infrastruktur, nur eine 30 km lange Sandpiste, die zu einem Campingplatz führt. Für uns genau richtig. Und unser Hugo freut sich über das Gelände... auch wenn es nicht wirklich anspruchsvoll ist. Wir haben erwartet, Reifendruck abzulassen etc. (Anm.: Bei Fahrten auf Sand sollte man den Reifendruck auf bis zu 1 Bar reduzieren). Aber wir brauchen nicht mal den Allradantrieb zuschalten. Naja, Spaß macht's trotzdem und die Landschaft ist wunderschön.

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Hier sind wir jetzt offiziell im Nationalpark

Von den verheerenden Waldbränden im Januar und Februar diesen Jahres ist nicht mehr viel zu sehen. Einigen Bäumen sieht man das Feuer an, aber sie leben noch. Und die weiten Graslandschaften scheinen vollständig erholt - zumindest in diesem Teil des Parks. Bei den Bränden, die unter anderem durch außer Kontrolle geratene Feuer von Landwirten herrührten, standen 60 % des Nationalparks in Flammen. Ein verheerendes Unglück. Dazu beigetragen hat natürlich auch eine vorangegangene 2,5 Jahre andauernde Trockenheit in der Region. Der Iberá Nationalpark ist eigentlich ein Feuchtgebiet, umgeben von Savanne, Graslandschaft und Wäldern. Die Landwirtschaft wurde mit den Aktivitäten des Conservation Land Trust dort zwar stark reduziert, dennoch gibt es immer noch einiges an Viehzucht. Um Futter zu produzieren, werden gezielt Grasflächen abgebrannt. Die Dürre und die Brände haben leider vielen Tieren das Leben gekostet. Zum Glück konnten die meisten wiedereingeführten Tiere von den Parkrangern rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden.


Wir entdecken einiges der heimischen Tierwelt. Rund um das Portal San Nicolas gibt es drei Wanderwege, auf denen man auf Pirsch gehen kann. Die beste Option, unserer Erfahrung nach, ist allerdings, einfach in den Morgen- und Abendstunden am Campingplatz die Augen offen zu halten. Wir haben Gürteltiere, Füchse, Pampashirsche und einen großen Leguan entdeckt. Capybaras, die südamerikanischen Wasserschweine, hier Carpinchos genannt, gibt es natürlich auch zuhauf. Und da sie keine natürlichen Feinde haben, bis die Jaguar-Population gestiegen ist, sind sie überhaupt nicht schreckhaft. Im Gegenteil, sie liegen faul auf der Straße und bewegen kaum den A...


Carpinchos Portal San Nicolas Ibera Nationalpark, Argentinien Highlights Norden Natur Tiere Jaguare schönste Camping Plätze Marion Michael Marquardt mmq Photography Südamerika
Carpinchos haben hier echt die Ruhe weg


Leguan Portal San Nicolas Ibera Nationalpark, Argentinien Highlights Norden Natur Tiere Jaguare schönste Camping Plätze Marion Michael Marquardt mmq Photography Südamerika
Ein Leguan schleicht durchs flache Gras

Eine besonderes Projekt für Micha stellt die Kolibri Fotografie dar. Die Vögel sind gefühlt kaum grösser als Schmetterlinge und unglaublich agil, was eine besondere Herausforderung für den Fotografen darstellt. So verbringt er einige Stunden und hunderte Fotos für den perfekten Schnappschuss.


Kolibri Portal San Nicolas Ibera Nationalpark, Argentinien Highlights Norden Natur Tiere Jaguare schönste Camping Plätze Marion Michael Marquardt mmq Photography Südamerika
"Der Schnappschuss" - Ein Kolibri angezogen von den Fruchtblüten

Kolibri Portal San Nicolas Ibera Nationalpark, Argentinien Highlights Norden Natur Tiere Jaguare schönste Camping Plätze Marion Michael Marquardt mmq Photography Südamerika
Auch ein Kolibri muss mal chillen

7 km vom Campingplatz entfernt, in Puerto Carambola, ist ein Flusszugang, auf dem man Kayak fahren kann. Die Gelegenheit ergreifen wir natürlich. Leider ist der Wasserstand so niedrig, dass der Radius sehr begrenzt ist. Dennoch ein sehr schönes Erlebnis. Wir paddeln zwischen Kaimanen, Piranhas und unzähligen Carpinchos.


Auch wenn uns die Tierwelt nach unserer einmaligen Erfahrung im Pantanal (>>> siehe unser Blog) nicht überwältigt, sind wir doch total gerne im Iberá Nationalpark. Die Landschaft ist sehr besonders und wunderschön. Und wir genießen die Ruhe. Trotz Wochenende ist es auf dem Campingplatz herrlich ruhig. Keine exzessiven Familienparties. Puh! Wir backen mal wieder Brot, tanken Energie und genießen gemütliche Nachmittage mit netten Reisebekanntschaften. Ute und Holger aus Deutschland sind schon den vierten Sommer in Südamerika unterwegs und haben zahlreiche Tipps für den Reisealltag und Sehenswürdigkeiten, die sie mit uns teilen. Und mit Tania und Stuart aus Südafrika können wir uns über unsere Erfahrungen in Brasilien austauschen, sie waren nämlich ganze 5 Monate dort unterwegs.


Sonnenuntergang Portal San Nicolas Ibera Nationalpark, Argentinien Highlights Norden Natur Tiere Jaguare schönste Camping Plätze Marion Michael Marquardt mmq Photography Südamerika
Magischer Sonnenuntergang im Iberá Nationalpark...

Milchstrasse Sternenhimmel Portal San Nicolas Ibera Nationalpark, Argentinien Highlights Norden Natur Tiere Jaguare schönste Camping Plätze Marion Michael Marquardt mmq Photography Südamerika
...und ebenso magischer Blick auf die Milchstrasse

Unser nächstes Ziel ist die Halbinsel Valdés, vor allem um Wale zu beobachten. Leider sind es weit mehr als 2.000 km bis dorthin. Uns erwarten einige Tage Fahrt. Eine öde Angelegenheit, einzig unterbrochen durch notwendige Alltäglichkeiten, wie Einkaufen, Tanken, Geld abheben etc. Aber auch das gehört dazu... und immer kommt etwas Unerwartetes :-)


Ganz so öde war die Fahrt dann doch nicht. So hatten wir die Möglichkeit, den einen oder anderen besonderen Stopp einzubauen.

Flamingos Argentinien Highlights Norden Natur Tiere schönste Camping Plätze Marion Michael Marquardt mmq Photography Südamerika
Flamingos hätten wir hier noch nicht erwartet

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