Wir sind seit wenigen Tagen in Rumänien angekommen und im Norden des Landes unterwegs. Der Maramures Nationalpark ist angeblich sehr wild und wenig erschlossen. Es gibt kaum Wanderwege. Da müssen wir hin!
Von Viseu de Sus gibt es eine Wassertalbahn, die tief ins gleichnamige Tal hineinfährt. Ursprünglich wurde die Strecke für die Holzwirtschaft gebaut; seit einigen Jahren verkehrt die Dampflok für Touristen, um den Maramures Nationalpark zu erkunden. Wir kaufen uns ein Ticket und fahren mit. Der Ausflug scheint bei den Einheimischen beliebt zu sein. Am Ende der Strecke gibt es einen Rastplatz mit Essen und Trinken. Nach ca. einer Stunde tuckert die Bahn wieder gemütlich zurück.
Wir sind die einzigen, die dort bleiben. Bepackt mit Zelt und Proviant wollen wir uns auf den Pietrolsu Bardau machen, den höchsten Berg dort. Da es keine beschilderten Wanderwege gibt, haben wir uns am Bahnhof noch eine Wanderkarte gekauft. Auch in unserer Wanderapp Gaia GPS ist kein Weg zu finden. Und so folgen wir einer Weile den Gleisen und steigen dann entlang einem Waldweg, den die Holzarbeiter nutzen, auf. Es zieht sich. Weit und breit nur Wald. Nach Stunden treffen wir tatsächlich zwei rumänische Holzfäller. Wie die da mit ihrem riesigen Raupenbagger hochgekommen sind, ist uns ein Rätsel. Wir haben das Gefühl, dass wir nicht ganz richtig sind, wenn wir auf das GPS schauen. Und so versuchen sie uns mit Händen und Füßen zu erklären, wie wir laufen müssen. Mittlerweile gibt es nicht mal mehr einen Trampelpfad, aber ungefähr wissen wir jetzt wohin. Der Weg wird immer steiler und steiler. Und wir haben schon viel länger gebraucht, als gedacht. Wir wollen unbedingt auf den Pass hoch; erstens ist da ein Wildcampingplatz auf der Karte verzeichnet und zweitens soll es da eine Wasserquelle geben. Das wäre nicht schlecht, denn wir haben nur noch wenig in unseren Wasserblasen. Und so erreichen wir im letzten Tageslicht den Pass. Ein magischer Anblick zur goldenen Stunde! Weit und breit nur Berge und Wildnis.
Schade, dass wir nicht viel Zeit haben, es zu genießen. Wir müssen den Zeltplatz finden und unser Nachtlager aufschlagen. Wir laufen und laufen. Schließlich müssen wir einsehen, dass es die Quelle wohl nicht (mehr) gibt. Naja, dann müssen wir wohl auf Körperhygiene und Abendessen verzichten. Ohne Wasser keine Pasta. Wir haben immerhin noch ein paar Nüsse und Müsliriegel. Wir liegen schon in unseren Schlafsäcken, als auf einmal von draußen gleißend helles Licht kommt. Was kann das denn sein? Und tatsächlich kommt ein riesiges Gerät mit Flutlicht auf uns zugerollt! Hoffentlich sieht es unser Zelt! So schnell wie es da war, ist es wieder umgedreht. Seltsam... Vielleicht der ukrainische Grenzschutz?
Am nächsten Tag geht's weiter. Wir können entweder zurück ins Wassertal, dann haben wir aber diesen ultrasteilen Abstieg zu meistern und sind auch noch von den Abfahrtszeiten der Wassertalbahn abhängig (nur einmal am Tag :-)), oder wir laufen ins Nebental. Also entschließen wir uns für letzteres. Irgendwann muss ja auch eine Wasserquelle kommen. Das Frühstück fällt aus. Ohne Wasser kein Porridge. Nach drei Stunden Abstieg kommen wir an einer kleinen Alm mit Pferden und Rindern vorbei. Da muss es doch Wasser geben. Als wir nichts finden, fragen wir die Jungen, die sich dort herumtreiben. Sie führen uns dann zu einer Pfütze, die mit grünen Algen bedeckt ist. Ratlos schauen wir uns an... das trauen wir unserem Wasserfilter nicht zu. Naja, dann eben ohne Wasser weiter. Irgendwann fließt dann endlich ein kleiner Bach neben dem Waldweg. Das riskieren wir einfach. Der Wasserfilter muss schließlich auch mal beweisen, was er kann. Es fühlt sich so gut an, endlich was zu trinken. Weiter geht's ins nächste Dorf. Der Weg zieht sich, wir kommen durch viele Ansiedlungen, die nicht mit dem Auto erreichbar sind. Die Leute sind sehen uns neugierig an. Offensichtlich kommt da nicht so oft jemand Fremdes her. Sie sind allesamt sehr freundlich und versuchen, mit uns zu kommunizieren. Auch wenn wir nichts verstehen - ein Lächeln geht immer.
Schließlich erreichen wir das erste Dorf am Talschluss. Von da aus wollen wir ein Taxi zum Bahnhof in Viseu de Sus nehmen. Taxi? Was haben wir uns da nur gedacht! Es gibt einen Bus, der einmal am Tag zur nächstgrößeren Stadt fährt. Da müssen wir aber gar nicht hin. Glücklicherweise sind alle wirklich hilfsbereit. Ein junges Mädchen organisiert für uns eine Busfahrt und nimmt uns während der Wartezeit mit in ihr Café. Wir werden auf Kaffee und Kuchen eingeladen. Oh, das tut gut! Schließlich nehmen wir den Bus, der uns an einer Kreuzung aussteigen lässt. Auf Spanisch erklärt der Busfahrer, dass in ein paar Minuten ein anderer Bus kommt, der uns mitnimmt. Echt jetzt? Eine Bushaltestelle ist nicht in Sicht. Naja, nach 15 Minuten beschließen wir, unser Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und zu trampen. Und tatsächlich hält schon bald ein Abschleppwagen. Der Fahrer schmeißt unser Gepäck auf die Ladefläche und nimmt uns mit. Ein richtiges Glück! Er ist super nett, erzählt auf italienisch von seinen Jahren in Italien und zeigt uns (während des Fahrens!) Fotos von seiner Familie. Schließlich haben wir nur noch ein paar hundert Meter zu unserem Auto zu laufen. Was für ein Trip! Unvergesslich! Schon da sind wir begeistert von der Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Rumänen. Und der Eindruck sollte sich während unseres gesamten Aufenthalts in Rumänien festigen.
Sehr schön zusammengefasst, allerdings haben wir sehr wohl das mit Algen und allerhand Getiers versetzte Wasser getrunken. Aber dafür sind ja Filter da:-)