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Kaffee und Palmen - Kolumbiens Kaffeedreieck

  • Autorenbild: Marion Marquardt
    Marion Marquardt
  • 3. Dez.
  • 4 Min. Lesezeit

Ab in den Backofen


Während wir in den ersten Wochen in Kolumbien eher in kühleren und feuchteren Gebieten unterwegs waren, nähern wir uns nun der Tatacoa Wüste. Hier erwarten uns an die 40 Grad. Wir sind gespannt, wie wir das verkraften. Auch unser Kühlschrank wird zu kämpfen haben. Vor unserer Anreise aus Deutschland hatten wir noch über eine mobile Klimaanlage nachgedacht, vor allem mit Hinblick auf die mittelamerikanischen Länder, allerdings dann doch notgedrungen wegen Lieferproblemen verzichtet und stattdessen zwei Akku-Ventilatoren mitgebracht.


Schon als wir uns der Wüste nähern, merken wir den Temperaturanstieg. Die Tatacoa ist übrigens gar keine Wüste im eigentlichen Sinne, sondern ein tropischer Trockenwald. Für uns allerdings hitzetechnisch kein Unterschied zur Sahara. Wir haben uns einen wunderschönen Campingplatz mit Aussicht und - ganz wichtig - Pool ausgesucht. Der hat Badewannen Temperatur. Herrlich! Wir genießen es alle drei. Schnell sind die immer wieder nervigen Stunden hinter dem Steuer vergessen. Nervig, nicht wegen Diego. Der schläft oft im Kindersitz oder genießt die Aussicht vom seinem Premium-Platz. Zu sehen gibt's ja immer genug. Pferde auf der Straße, Ziegen am Fahrbahnrand und oftmals ein wildes Hupkonzert, begleitet von unseren Kommentaren :-)


Badespaß mit Folgen
Badespaß mit Folgen

Ein Sandfloh kommt selten allein


Nach dem Badespaß bemerken wir bei uns allen viele rote Punkte... Kein Jucken, es sieht wie ein Ausschlag aus. Wir denken uns erstmal nichts dabei. Abends kühlt es nur leicht ab. Wir wollen auf jeden Fall vermeiden, im Camper zu kochen, damit er nicht unnötig aufheizt. So grillen wir draußen. Trotz Mückenschutzmittel und langen Klamotten merken wir schnell, wie wir angegriffen werden. Aber erst Stunden später geht der Terror so richtig los. Wir sind längst im Bett als alles wie verrückt zu Jucken beginnt. Und damit meine ich kein normales "Mückenstich-Jucken". Sondern eines zum Aus-der-Haut-fahren. Diego wälzt sich wild auf seinem Schlafplatz hin und her und jault. Am nächsten Morgen sind wir alle wie gerädert. Wir haben so gut wie nicht geschlafen wegen der Hitze und diesem absolut irren Juckreiz, der auch tagsüber kaum nachlässt. Kratzen macht alles nur noch schlimmer und unser "Pseudo" Antihistamin im Kühlschrank ist für die Katz. Nach ein paar Google Abfragen ist klar, wir wurden Opfer von Sandflöhen. Dagegen hilft auch kein Hausmittel. Wir versuchen uns mit einem Spaziergang durch den Red Canyon abzulenken. Das ist wohl der landschaftlich schönste Teil dieser Wüste. Schön ist er, mit der Atacama Wüste allerdings kann er bei Weitem nicht mithalten.



Aus unserem Plan, nachts im Observatorium Sterne zu beobachten, wird leider wegen aufziehender Wolken auch nichts. Und so machen wir die Fliege - auf direktem Weg zur nächsten Apotheke. Cortisol-Salbe soll wohl das Wundermittel sein. Micha hat zu allem Übel eine allergische Reaktion und leidet noch schlimmer. Immerhin hilft das Mittel schon nach einem Tag und verschafft deutliche Linderung. Wir fahren erstmal einige Stunden in etwas kühlere Gefilde und quartieren uns auf einem schönen Campingplatz ein. Weit weg von Sandfliegen und Stechmücken. Ein Paradies für Diego - hier gibt's Hühner, Enten, Ponys, Papageien Alpakas, und natürlich Hunde und Katzen. Und wir genießen die angenehmen Temperaturen.



Arbeit fällt dann auch immer mal wieder an - Michas ausgeklügeltes Filtersystem fasziniert Diego
Arbeit fällt dann auch immer mal wieder an - Michas ausgeklügeltes Filtersystem fasziniert Diego

Kaffee oder Tee?


Weiter geht's in Kolumbiens Kaffeeregion, der sogenannten "Eje Cafetero". Hier dreht sich alles um die Bohne. Es ist die Hauptanbauregion für Kaffee. Wir bemerken schon bei der Anfahrt, dass der Export eine wichtige Rolle spielt. Die Straßen sind gepflastert mit LKWs. Wir zuckeln mit 20 kmh hinter den 60 Tonnern die Serpentinen hoch. Die Gegend liegt auf etwa 2.000 Höhe in den Anden. Erstmal stoppen wir am botanischen Garten der Region. Wir lernen eine Menge über die hiesige Flora und Fauna. Die endemische Wachspalme, das Nationalsymbol, werden wir hier allerdings nicht zu Gesicht bekommen. Kolumbien beheimatet über 600 verschiedene Palmenarten. Und das ist nur ein Beispiel für die überbordende Pflanzenwelt. Bambus, Orchideen, Farngewächse - hier gibt's unzählige Grüntöne und wunderschön bunte Blüten. Daher natürlich auch die große Vogelvielfalt. Einige davon bekommt Micha im Park vor die Linse. Diego läuft fast den kompletten Weg durch den botanischen Garten alleine.  Zum Schluss geht es noch ins Schmetterlingshaus mit vielen bunten Exemplaren in allen Größen. Wir fühlen uns ein bisschen an Mindo in Ecuador erinnert. Dort war es ähnlich grün und artenreich.



Keine Angst vor grossen Tieren, aber vor Schildkröten?
Keine Angst vor grossen Tieren, aber vor Schildkröten?

Von der Plantage in die Tasse


Wir fahren noch eine Runde durch die kleinen ursprünglichen Dörfer in der Kaffeeregion und genießen tolle Aussichten und natürlich guten Kaffee. Wobei, so natürlich ist das mit dem guten Kaffee nicht. Bis vor einigen Jahrzehnten wurde in Kolumbien nur der "schlechte" Kaffee konsumiert. Die beste Qualität ging ausschließlich in den Export. Mit dem wachsenden Tourismus hat sich das glücklicherweise geändert. Das erklärt auch Vincent, ein französischer Auswanderer, der seit einigen Jahren eine eigene Kaffeefarm betreibt. Er führt uns durch sein Gelände, mit etwa 3 Hektar eine eher kleine Farm. Dennoch sehr arbeitsintensiv, vor allem in der Haupterntezeit Mai und Oktober. In Kolumbien kann Kaffee übrigens das ganze Jahr über geerntet werden. An den Kaffeeplanzen finden wir grüne, hell- und dunkelrote Bohnen, je nach Reifegrad. Dazwischen auch ganz viel tropische Früchte, allen voran die Banane. Denn die Pflanzen brauchen Wärme, Nässe und Schatten. Letzterer kommt von den riesigen Stauden. Kaffee ist keine Monokultur. Die Früchte ringsherum sorgen für das Aroma; die Kunst ist, dieses beim Rösten zu erhalten und den schmalen Grat zwischen Intensität und Aroma zu treffen. Vincent verkauft seine Ernte ungeröstet. Etwa 80 € verdient er pro 12 Kilo. Wenn man den Aufwand bis dahin kennt, ist es kein sehr einträgliches Geschäft. Gut, dass er Käsemacher gelernt hat und ebenso davon lebt! Wir dürfen einige Spezialitäten vom "maître fromager" verkosten. Ein Highlight nach so vielen Wochen mit geschmacklosem Scheibenkäse :-)



Morgens wird erst mal die Lage sondiert
Morgens wird erst mal die Lage sondiert

Ein Tal voller Wachspalmen


Jetzt geht's in Valle de Cocora, Heimat der Wachspalme. Sie ist mit bis zu 60 m Höhe die größte Palme der Welt. Der Anblick ist regelrecht surreal und wunderschön. Das Tal ist allerdings sehr beliebt bei den Touristen und quasi ein Teil jeder Kolumbien-Reise. Man empfiehlt uns, frühmorgens dort zu sein, um die Massen zu meiden. Und so übernachten wir am Parkplatz des Trailheads und sind unter den Ersten. Wir laufen in Ruhe ins Tal, haben die Aussichtspunkte und Fotospots fast für uns. Um 10 Uhr, als die Busse anrollen, sitzen wir schon entspannt im Café beim zweiten Frühstück. Alles richtig gemacht. Obwohl wir ja die massentouristischen Attraktionen eher meiden, hat es sich schon sehr gelohnt. 


Diego und die Hand Gottes, da war doch was
Diego und die Hand Gottes, da war doch was


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