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  • Writer's pictureMarion Marquardt

Auf der Suche nach Pumas im Torres del Paine Nationalpark

Updated: Jun 11, 2023

Auf der Pirsch im wilden Patagonien - gute Augen, Erfahrung und Geduld sind gefragt
Wir vertrauen auf die Expertise von Puma Tracker Miguel Fuente Alba
Das Ergebnis: 10 Puma Sichtungen in 3 Tagen – die Wildkatze lässt sich gerne sehen

Schon seit unserem Aufenthalt im Pantanal, wo wir Jaguare in freier Wildbahn beobachten konnten (>>> siehe unser Blog), sind wir im Wildkatzenfieber. Wir wollen auf jeden Fall Pumas sehen. Nirgendwo gibt es mehr Chancen als im Torres del Paine Nationalpark, wo weltweit die dichteste und stabilste Population lebt. Mehr als 90 Pumas wurden zuletzt gezählt. Nichtsdestotrotz ist es keine Selbstverständlichkeit, die Wildkatzen vor die Linse zu bekommen. Wir vertrauen den Experten und sind drei Tage mit Miguel Fuente Alba – Koryphäe unter den Puma Trackern und begnadeter Fotograf – unterwegs.



Der Tag beginnt früh, schon um 5:30 Uhr morgens treffen wir Miguel und Rafael. Im Sommer, wo die Tage lang und (für patagonische Verhältnisse) warm sind, sind die nachtaktiven Pumas eher zu den Randzeiten zu beobachten. Mittags ziehen sie sich für eine Siesta zurück. Wir parken unseren Camper am Parkeingang. Die Parkranger erlauben uns, dort zu übernachten. So müssen wir nicht jeden Tag in die Stadt zurückfahren. Das Gebiet, in dem die Pumas gesichtet werden, ist groß – teilweise im Nationalpark, teilweise auf Privatland. Überall dürfen wir uns nur auf den offiziellen Straßen und Pfaden bewegen. Das macht es nicht gerade einfach. Die Pumas hier haben je ein Territorium von etwa 50 km², teilweise überlappend. In Miguels Auto fahren wir die meist frequentierten Strecken ab – immer wieder stoppen wir, um Felsen, Strände und Gebüsch mit dem Fernglas zu scannen. Gute Augen und Geduld sind gefragt. Eigentlich suchen wir nicht direkt nach den Pumas, sondern scannen die Guanacos. Diese sind natürlich wesentlich sensibler gegenüber Räubern in der Nähe. Die Ohren sind gespitzt und sie geben Warnlaute für ihre Artgenossen von sich. Sofern sie in Ruhe grasen oder am Boden liegen, ist keine Gefahr in Verzug. Pumas werden wir nur sehen, wenn sie gesehen werden wollen oder es Ihnen egal ist. Glücklicherweise sind einige hier an Menschen gewohnt und nicht sehr scheu. Ganz im Gegenteil, Rupestre und Petaca sind wahre Hollywoodstars, waren sie doch Protagonisten von zahlreichen National Geographic und BBC Dokumentationen.



Guanacos Torres del Paine National Park Pumas
Diese Guanacos wurden nur von uns aufgeschreckt:-)

Wir wandern einen kleinen Pfad entlang, wo jüngst Blinca desöfteren gesichtet wurde. Sie ist nach einem Kampf verletzt - ein Bein ist gebrochen, ein Auge und ein Zahn fehlen. Stark geschwächt, musste sie einiges an Territorium einbüßen. Dennoch, der Vormittag bleibt erfolglos – nicht mal der Trick mit dem behinderten Puma funktioniert :-) Uns ist durchaus bewusst, dass es keine Garantie für Sichtungen gibt; natürlich sind wir dennoch etwas enttäuscht. Gegen 11 Uhr machen wir Siesta. Gut, dass wir unseren Camper dabei haben, so können wir selbst einen kleinen Mittagsschlaf einlegen.


Um 16 Uhr geht’s weiter. Wir erfahren per Funk, dass Nico, ein Puma Tracker, Petaca und ihre beiden Jungen gesichtet hat. Genial! Wir positionieren uns am Straßenrand und scannen das Gelände. Gut versteckt hinter Büschen, sogenannter Pata Negra, liegt die 5jährige Wildkatze. Viel sieht man nicht, ab und zu hebt sie den Kopf. Auch ihre 14monatigen Jungen sind kaum zu sehen. Heute ist es mit knapp 26 Grad einfach zu heiß für die Felltiere. Immer öfter erlebt man solche Temperaturen im patagonischen Sommer. Bis vor einigen Jahren war das laut Miguel noch undenkbar. Erst gegen 21:30 Uhr kommt etwas Bewegung auf. Petaca und ihre Jungen beobachten ein Guanaco, das ganz in der Nähe grast. Wir sind gespannt, was passiert. Allerdings startet keiner der Pumas einen Jagdversuch. Zum Sonnenuntergang brechen wir die Zelte ab.



Der nächste Tag startet mit einem Highlight. Schon als Miguel uns um 6 Uhr morgens abholt, berichtet er, einen Puma gesehen zu haben. Wir fahren ein Stück und tatsächlich, ein Puma jagt gerade einem Hasen hinterher. Erfolglos… Die Wildkatzen können zwar bis zu 70 km/h schnell sein, allerdings nur auf sehr kurze Distanz. Ein Guanaco oder andere Beutetiere sind in der Regel über längere Distanzen im Vorteil. Ein Puma pirscht sich normalerweise an und versucht seine Beute mit einem Sprung auf den Rücken zu Boden zu reißen. Nur so, hat er eine echte Chance.

Sol Puma Torres del Paine National Park Puma Watching Puma Guide Miguel Fuente Alba mmq Photography
Sol nach erfolglos beendetem Jagdversuch

Bei dem Puma handelt es sich um Sol, ein 4jähriges Weibchen, das mit ihrem Jungen unterwegs ist. Sie ist eine sehr gute Jägerin, wie Miguel weiß. Seit sie 8 Monate alt war, ist sie alleine. Ihre Mutter hat sie bei einem Angriff von einem Männchen verlassen müssen. Beide Geschwister wurden dabei getötet. Seitdem ist sie auf sich gestellt. Normalerweise bleiben Pumajungen bis zu einem Alter von etwa 1,5 Jahren bei der Mutter. Sol’s Junge ist bereits 12 Monate alt. Als Laie sieht man kaum einen Unterschied zur Mutter, lediglich die Fellfarbe ist etwas heller. Dennoch, die erfahrenen Puma Tracker erkennen jede der Wildkatzen an ihrer Fellfärbung, Größe und besonderen Merkmalen, wie Narben. Jeder Puma hat auch einen Namen. Miguel und Rafael lieben ihren Job, das merkt man sofort. Wir können viel von Ihnen lernen. Leider dürfen wir die Straße nicht verlassen, so dass wir Sol anfangs nur aus einiger Entfernung vor die Linse bekommen. Später allerdings haben wir Glück und sie bewegt sich in unsere Richtung, wo sie dann ein kleines Schläfchen macht. Jetzt ist es auch Zeit für unsere Mittagspause.



Sol Puma Torres del Paine National Park Puma Watching Puma Guide Miguel Fuente Alba mmq Photography
Sol erhebt sich kurz auf der Suche nach Ihrem Nachwuchs

Der Nachmittag bleibt wieder erfolglos. Sol und ihr Junges sind nicht mehr zu finden. Miguel ist ständig in Kontakt mit anderen Trackern und Parkrangern. Dennoch machen sich die Pumas rar. Hoffentlich haben wir am nächsten Morgen mehr Glück. Es ist bereits nach 10 Uhr, als wir am Straßenrand ein frisch gerissenes Guanaco entdecken. Das könnte unsere Chance sein. Bestimmt kommt der ein oder andere Puma zurück, um zu fressen. Wir warten ab 15 Uhr an der Stelle und siehe da – hinter einem Stein lauern Daneska und Coiron, Schwestern, beides Töchter von Rupestre. Die dritte Schwester, Ginger, ist momentan nicht zu sehen. Es kommt wohl nicht selten vor, dass sie sich einen Riss teilen. Eine nach der anderen schleicht sich zur Beute nach unten und isst genüsslich. Vorher haben wir eine GoPro in der Nähe angebracht, um Aufnahmen aus nächster Nähe zu bekommen.



In der Zwischenzeit haben sich immer mehr Parkbesucher versammelt. Zu präsent ist die Szene direkt an der Straße. Die Parkranger haben alle Mühe, die Ansammlung zu managen. Es gibt einfach immer wieder dumme Leute, die Lärm machen, Wege verlassen oder den Tieren nicht den nötigen Freiraum lassen. Die beiden Schwestern lassen sich davon allerdings nicht wirklich stören. In der Ferne – auf einem Felsvorsprung – lauern noch 4 weitere Pumas, die wohl etwas scheuer sind. Sie werden wir nicht aus der Nähe vor die Linse bekommen. Auch die Experten kennen diese Pumas nicht. Sie sind vermutlich noch ziemlich jung. Im Torres del Paine haben manche Wildkatzen eine bisher einzigartige Verhaltensweise entwickelt, sie teilen sich gerissene Beute. Wir beobachten die Wildkatzen den ganzen Abend. Auf so etwas haben wir gewartet. Und das Ganze perfekt inszeniert mit den drei Torres im Hintergrund.




Daneska Guanaco Puma Torres del Paine mmq Photography wildlife watching
Daneska beim gerissenen Guanaco

Auch wenn wir am nächsten Tag nicht mehr mit Miguel unterwegs sind, kommen wir um 6 Uhr morgens an dieselbe Stelle zurück, um mehr zu beobachten. Der Riss wurde inzwischen von den Wildkatzen in einen Abflussschacht unter der Straße gezogen. Einer der Pumas liegt davor auf der Lauer. Wir sind so nahe, dass wir mit dem Handy Aufnahmen machen können. Wir beobachten die Szene noch einige Stunden; auch dabei entstehen tolle Aufnahmen. Dass wir so viel Glück haben, hätten wir nicht gedacht. Ein sehr besonderes Erlebnis. Und auch hier sind wir uns schnell einig, dass wir zurückkommen werden - und zwar im Winter. Dann sind die Wildkatzen etwas leichter zu finden, da sie aktiver sind und die Spuren im Schnee sie verraten. Und ich habe Lust, Patagonien zu allen Jahreszeiten zu erleben.


Puma Watching Torres del Paine Chile Nationalpark
Puma kurz nach dem Sonnenaufgang

Wir wurden immer wieder gefragt, ob es das Wert ist, in Puma Tracker zu investieren. Man könnte ja auch aus eigener Initiative Pumas sehen. Das ist sicher richtig. Allerdings sind die Meisten der dort arbeitenden Tracker wahre Experten und verstehen die dort ansässigen Tiere und deren Verhalten. Zudem sind Sie über Funk miteinander verbunden, was die Chancen deutlich erhöht.

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