Isabela - die Wilde
- Marion Marquardt
- 28. Nov. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 10 Stunden
Isabela - Strände ohne Ende
Los Tuneles - das i-Tüpfelchen meiner Galapagos Schnorchelserie
Galapagos Pinguine auf den Tintoreras Inseln
Tortuga Island - Top oder Flop?
Wir sind auf Isabela, der letzten Station unserer Galapagos Reise. Nach Aussagen der Einwohner und anderer Reisender die Schönste aller Inseln. Wir haben 6 Tage Zeit, um uns selbst eine Meinung zu bilden. Diesmal reisen wir mit dem Leichtflugzeug an. Von San Cristóbal aus wären es ansonsten zweimal 3 Stunden Bootsfahrt mit Stop-over auf Santa Cruz über den ganzen Tag verteilt. Leider haben wir von unserem Flug quer über's Galapagos Archipel außer Zeitersparnis nicht viel. Frühmorgens liegen tiefe Wolken über den Inseln. Auf Isabela angekommen, merken wir gleich den Unterschied. Hier geht es deutlich entspannter zu. Vor 9 Uhr morgens sieht man kaum jemand auf den Straßen; und die sind übrigens nicht geteert. Es ist allerdings auch viel kühler.

Nachmittags leihen wir uns Fahrräder und fahren zur Wall of Tears, dem einzigen Überbleibsel aus Zeiten vor dem Nationalpark, als hier auf der Insel ein ecuadorianisches Gefangenenlager war. Und heute zahlen die Touristen Unmengen Geld, um hier zu sein. Kein Highlight, die Steinmauer, aber hier ist der Weg das Ziel. Immer wieder gibt es Abstecher ans Meer. Wir besuchen den Mangrovenstrand El Estero, wo Süßwasser ins Meer mündet. Ein wunderschöner Ort und zugleich ein Paradies für Pelikane und Blaufußtölpel, die dort Sardinen fischen. Ihre Artverwandten, die Rotfußtölpel bekommen wir leider nicht zu sehen. Sie leben nur im Norden von San Cristobal und auf der Insel Santa Fé, wo es aufgrund des Humboldt Stroms am meisten Thunfisch gibt, ihre Hauptnahrungsquelle. Innerhalb der Familie der Tölpel sind sie keine gegenseitigen Nahrungsfeinde; die Art der Ernährung ist übrigens verantwortlich für ihre Fußfarbe.

Am nächsten Tag mache ich eine Schnorcheltour zu den Tùneles - der Ort wird unter Touristen und Tourenanbietern geradezu gehyped. Ich bin gespannt. Das ist übrigens einer der wenigen Ausflüge, die wir getrennt machen. Eine reiner Bootsausflug macht mit Diego keinen Sinn. Zumal Micha sich leider unterkühlt hat und mit Schnupfen kämpft. Keine gute Idee zu Schnorcheln. Die Wassertemperaturen auf Isabela sind nochmal deutlich kühler als auf den anderen Inseln. Grund ist der kalte Cromwell Strom, der von Westen auf die Insel trifft. Dafür ist Isabela wohl auch die artenreichste Insel. Und ich werde nicht enttäuscht. Ich sehe die größten Meeresschildkröten meiner Galapagos Schnorchelserie, gefleckte Adlerrochen, Galapagos Stachelrochen, Seepferdchen und sogar Weiß- und Schwarzspitzen-Riffhaie. Das hatte ich beim besten Willen nicht erwartet. Die Riffhaie jagen nachts, tagsüber ruhen sie sich in Höhlen oder warmen Kanälen aus. So sind sie recht einfach zu finden, wenn man die Orte kennt. Sie sind die einzigen Haie, die nicht schwimmen müssen, um zu atmen. Durch Mundbewegung pumpen sie Wasser in die Kiemen; aufgrund des leicht geöffneten Munds sehen sie etwas angriffslustig aus; allerdings sind es sehr friedliche Zeitgenossen.
Später laufen wir noch über die Lavaformationen der Tùneles. Wie der Name schon sagt, gibt es hier viele Lavatunnels. Sie können nur entstehen, wenn die Magma langsam abkühlt, und, nachdem die Oberfläche erkaltet ist, mehr davon im Inneren nachtströmt. Das alles wäre heutzutage mit dem aktuellen Meeresspiegel gar nicht möglich. Zur Zeit der Entstehung der Inseln war allerdings Eiszeit, v.a. in Europa und Afrika, so dass dieser viel niedriger war. Isabela hat übrigens noch 5 aktive Vulkane. Die Insel liegt direkt über dem Hotspot, dem fragilen Teil der tektonischen Platte, dort wo die Eruptionen unter der Wasseroberfläche die Galapagos Inseln entstehen ließen. Das Archipel liegt auf der Nazca Platte und bewegt sich mit ihr in Richtung Festland, etwa 5-7 cm pro Jahr. Erreichen werden die Inseln das Festland allerdings nie, da sich die Nazca Platte unter die südamerikanische Platte schiebt. Forscher haben herausgefunden, dass es im Osten des Archipels bereits versunkene Inseln gibt. Genauso wird es San Cristóbal in weiter Zukunft ergehen. Das werden wir allerdings genauso wenig erleben wie das potentielle Entstehen neuer Galapagos Inseln auf dem Hotspot. Eine Sache von Jahrmillionen.

Auf dem Rückweg umrunden wir noch den Union Rock; hier rasten Nazca-Tölpel. Sie jagen vor allem Thunfisch. Ihr Name kommt übrigens von der peruanischen Provinz Nazca, aus der die Hauptkolonie stammt. Inzwischen sind sie das ganze Jahr auf Galapagos und haben auch leicht veränderte Gene.

Auf den Tintoreras Inseln vor Isabela sehen wir sogar Galapagos Pinguine. Sie sind die einzigen Pinguine nördlich des Äquators und inzwischen leider vom Aussterben bedroht. Ihre größte Bedrohung neben den natürlichen Feinden an Land und im Wasser ist das El Niño Phänomen, das durch den Anstieg der Wassertemperatur für das Ausbleiben von Nahrung sorgt.
Meerechsen sieht man auch hier überall. Sie sind die einzigen Echsen weltweit, die zum Fressen ins Wasser gehen. Auch dafür hat die Evolution auf den Galapagos Inseln gesorgt. Denn lange Zeit gab es auf dem kargen Land keine Vegetation; sie entstand erst 1.000e Jahre nach dem vulkanischen Ursprung. Auf manchen Inseln, wo es bereits Kakteen gab, haben sich Landechsen entwickelt; auf den meisten mussten die Meerechsen ins Meer , um Algen zu essen. Bis heute sind sie vegetarisch. Da sie sind Kaltblüter sind, haben sie eine schwarze Hautfarbe entwickelt, um besser und schneller Wärme aufnehmen zu können. Sie liegen tagsüber für viele Stunden in der Sonne und speichern die Wärme, um dann für maximal 20 Minuten nach Nahrung tauchen zu können, ohne zu unterkühlen. Ein weiteres Beispiel für Darwins Evolutionstheorie.
Micha macht schließlich noch eine Tagestour zur Tortuga Island. Hier gibt es wohl gute Chancen auf Hammerhaie und Mantarochen. Die Erwartungen sind hoch. Schließlich hat er nun auch fast eine ganze Woche auf's Schnorcheln verzichtet, wegen seiner Erkältung. Leider wird er wieder enttäuscht und sieht die Hammerhaie nur in der Ferne. Dafür angeln sie auf dem Rückweg einige Thunfische. Die gibt's dann beim Guide Roy abends noch als Ceviche und vom Grill, mit Bier und Mojito. Ein kleiner Trost.
Den letzten Tag verbringen wir ganz entspannt zusammen. Strand, Spielplatz, Bar, Sonnenuntergang - für jeden ist was dabei!


Und was ist nun unser Fazit zu Isabela? Wir haben keine Lieblingsinsel. Isabela ist definitiv sehr schön und hat - im Vergleich zu den anderen bewohnten Inseln - einen kilometerlangen Sandstrand vor der Haustür, mit Surfpotential. Andere Inseln gefallen uns vom Stadtbild her besser. Wir sind froh, auf allen bewohnten Inseln einige Tage verbracht zu haben. Jede ist auf ihre Art besonders. Was allen gleich ist, ist die einzigartige Tierwelt, die zudem keine Angst vor Menschen hat. Nirgendwo anders kann man so entspannt Tiere beobachten. Und das Teleobjektiv kommt auch selten zum Einsatz :-)
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Zum Schluss noch ein paar Tipps, die wir selbst gerne für die Reiseplanung gehabt und damit einiges an Transferzeiten und Geld gespart hätten:
Sowohl die Insel Baltra, nördlich von Santa Cruz, als auch San Cristóbal bieten Verbindungen zum Festland in Ecuador (i.d.R. Guayaquil) an. Für Inselhopper bietet sich also ein Gabelflug an.
Zwischen den bewohnten Inseln verkehren zweimal täglich Schnellfähren. Unserer Erfahrung nach, hätten wir diese deutlich kostengünstiger vor Ort buchen können. Es gab immer einige freie Plätze.
Alle Tagestouren kann man kurzfristig buchen, ohne Kosten für Agenturen oder Vermittler. Zumindest zu unserer Reisezeit im November gab es ein deutliches Überangebot. Das gilt natürlich auch für Kreuzfahrten; wenn man allerdings einen strengen Zeitplan hat oder auf ein bestimmtes Schiffe/ eine bestimmte Route fixiert ist, besser nicht zu lange warten.
Falls ihr eine Kreuzfahrt macht, informiert Euch über Start und Ende. Das geht aus der Reiseroute oft nicht eindeutig hervor. Unsere Kreuzfahrt hat z.B. am Dock in Baltra gestartet und in Puerto Ayora geendet. Mit diesem Wissen hätten wir die Reihenfolge der Reisebausteine optimieren und uns einiges an Logistik sparen können.
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