Wandern im Peneda-Geres Nationalpark - tropische Wasserfälle, kristallklare Gumpen, wilde Täler und faszinierende Tierwelt
Klettern in einer Traumkulisse bei Peniche - schroffe Felsen, raue Winde und das wilde Meer im Rücken
Schon seit einigen Wochen sind wir nun in Portugal und fahren immer weiter Richtung Norden - meist an der Küste entlang. Wir waren so auf's Surfen fokussiert, dass das Klettern und Wandern ganz schön kurz kam. Dafür haben wir jetzt nördlich von Lissabon wieder mehr Möglichkeiten. Auf dem Kap vor Peniche haben wir einige Kletterspots recherchiert. Zunächst mal machen wir uns zu Fuß auf zum Cabo Carvoeiro, um die Lage und die Routen anzuschauen. Dabei entdecken wir die wunderschöne, wilde Ilhéu da Papôa - eine Halbinsel umgeben von schroffen Felsen und tosenden Wellen. Von dort hat man auch einen schönen Blick auf Peniche und die Strände.
Am nächsten Tag machen wir uns dann auf zum Kletterspot unserer Wahl, Gruta da Furninha. Die Routen führen entlang und über eine Grotte, die etwas über dem Meer liegt. Eine absolut traumhafte Kulisse. Macht Euch selbst ein Bild davon.
Das Klettern dort hatte es schon in sich. Die meisten der Routen sind zwar technisch nicht allzu schwer, allerdings sind die Felsen extrem schroff und scharfkantig. Das Klettern allein ist schon etwas schmerzhaft, ins Seil fallen noch einmal mehr. Dazu kommt die Sonne, die einen quasi brät. Der konstante Wind und das tosende Meer unter einem ist zudem nichts für schwache Nerven. Und dann kommt noch der Erfolgsdruck von außen, wenn die Fischer, die sich dort zum Angeln aufhalten, mit Faszination und Spannung unsere Kletterzüge bestaunen :-)
Aber ich will nicht rumjammern - der Tag war grandios. Ein absolut einmaliges Erlebnis! Und wir konnten viel davon sogar mit der Kamera festhalten, dank Michas vollem Doppeleinsatz als Photograph und sichernder Kletterpartner.
So langsam neigen sich die Tage, die wir auf unserer Reise in Portugal übrig haben, dem Ende zu. Und wir wollen uns den einzigen Nationalpark Portugals Peneda-Gerês auf gar keinen Fall entgehen lassen. Er befindet sich im äußersten Nordwesten Portugals, an der Grenze zu Spanien. Es ist eine Welt für sich, hier herrschen üppige Grüntöne vor, die Landschaft ist hügelig und es gibt nur kleine Dörfer, die ihren ursprünglichen Charme bewahrt haben. Die Küche ist in der Region schon etwas herzhafter als an der Küste. Viel Fleisch, oft auch Wild, steht auf der Speisekarte. Was allerdings immer gleich ist, sind die typischen leckeren Nachspeisen und die regionalen Weine, wie z.B. der spritzige und leichte Vinho Verde, mein absoluter Favorit.
Die meiste Zeit im Jahr regnet es im Peneda-Gerês Nationalpark viel, im Sommer allerdings kann es auch mal für ein paar Wochen heiß und trocken sein. Und genau die Zeit haben wir erwischt. Tagsüber haben wir an die 30 Grad, der kühlende Wind, den wir von den letzten Wochen am Meer kennen, fehlt. Ganz schön heiß zum Wandern... Gut, dass es im Nationalpark unzählige Quellen, Wasserfälle und Flüsse gibt. An Möglichkeiten, sich abzukühlen, mangelt es nicht. Und die Abkühlung ist gewaltig. Das Wasser hat vermutlich um die 10 Grad :-)
Hier ein kleiner Überblick über unsere Highlights im Park:
Der Trilho dos Miradouros ist ein Wanderweg in der Nähe von Gerês. Er verbindet mehrere Aussichtspunkte, die sogenannten Miradouros, miteinander und wir bekommen einen herrlichen Ausblick auf die Landschaft. Sanfte Hügel reihen sich endlos aneinander, durchquert von Bächen und Wasserfällen, die oftmals in Stauseen münden. Obwohl der Nationalpark sehr bekannt ist und es Hauptreisezeit ist, treffen wir nur wenige Leute auf der Wanderung.
Wasserfälle gibt es im Nationalpark in Hülle und Fülle, und allen möglichen Variationen. Die allerschönsten, die wir gesehen haben, sind definitiv, die Cascate de Fecha de Barjas, die sog. Tahiti Wasserfälle. Schaut Euch die Bilder an und ihr versteht, warum sie ihren Beinamen tragen.
Zwei weitere Wasserfälle sind auch nennenswert: Die Wasserfälle von Poço Azul befinden sich etwas versteckt im Seitental Valle do Conho. Man gelangt nur zu Fuß über einen ca. 5 km langen Weg dorthin. Das bewahrt den wunderschönen, ruhigen Ort auch gottseidank vor allzu viel Leuten. Die Wasserfälle von Portela do Homem sind zwar mindestens genauso schön. Sie befinden sich allerdings nur ein paar Meter von der Straße entfernt. Durch den leichten Zugang sind sie leider meist hoffnungslos überfüllt und verlieren für uns dann schnell den Charme.
Das Highlight des bekannten Trilho de 7 Lagoas sind die grünblauen, kristallklaren Gumpen, die sich in Stufen entlang des Rio Cabril gebildet haben. Vom Ausgangspunkt in Xertelo ist es ca. eine Stunde, bis wir die ersehnte Abkühlung im Blick haben. Die Gumpen sind sehr gut zugänglich und jede für sich eine Badeoase mit eigenem Wasserfall. Ein absoluter Traum. Da die Wanderung sehr einfach ist, hat man diesen Ort normalerweise nicht für sich. Dennoch ist es ein absolutes Highlight im Nationalpark.
Zu guter Letzt unser Geheimtipp - ein Abstecher "into the wild" bei Fafião. Allerdings bestimmt nichts für jedermann :-) Die Wanderung (die übrigens keinen Namen hat), war auch für uns eine echte Herausforderung, unter anderem wohl, weil wir das Terrain unterschätzt haben und nach wochenlangem Surfen, das Wandern nicht mehr so gewohnt waren. Von Fafião geht der Weg weit ins wilde Hinterland, entlang des Tals des gleichnamigen Flusses. Die Wege sind eher Arbeitswege für die lokalen Viehzüchter und Imker, später nur noch Ziegenpfade. Und irgendwann verlieren sich sogar diese. Wir sind im wahrsten Sinne bushwacken. Leider haben wir kurze Hosen an, so dass unsere Beine innerhalb von kürzester Zeit total zerkratzt sind. Da es ein Rundweg ist, müssen wir allerdings wohl oder über weiter. Ab und zu sehen wir ein paar Steinmännchen, die einen Weg markieren sollen, aber der ist oft doch nicht zu finden. Irgendwie schlagen wir uns durch und landen schließlich auf einem Kamm, der Prado da Amarela. Der Ort ist ein wunderschön. Die Landschaft erinnert uns ein bisschen an die rumänischen Karpaten. Inzwischen ist es schon Abend - perfekt für tolle Photographien. Schlecht für uns, da wir noch immer ca. 8 km vor uns haben. Sollte das Terrain nicht besser werden, wird es wohl eine Nachtwanderung. Irgendwie schaffen wir es dann doch und als Belohnung entdecken wir tatsächlich im letzten Abendlicht Wildpferde! Wer hätte das gedacht. Wir hatten bereits gelesen, dass im Nationalpark die Garranos, kleine Wildpferde, die frei zwischen den Bergen umherlaufen, heimisch sind. Ein unfassbares Glück, dass wir sie wirklich in freier Wildbahn beim Grasen beobachten können. Summa summarum hat sich die Wanderung absolut gelohnt. Echte Wildnis, tolle Landschaften und sogar noch solche überraschenden Tierbeobachtungen. Zur Belohnung gönnen wir uns ein (extrem spätes) Abendessen in Fafião, bevor wir todmüde in den Camper fallen.
Uns hat der Nationalpark Peneda-Gerês absolut überzeugt - ein authentisches, abwechslungsreiches Naturhighlight. Und es war ein sehr schöner Abschluss für unsere Portugalreise. Jetzt müssen wir uns schweren Herzens wieder auf den Rückweg machen. Aber auch nur, weil neue Abenteuer bevorstehen - die Panamericana. In diesem Sinne - stay tuned :-)
Zu guter Letzt noch ein paar Dinge, die uns an Portugal so fasziniert haben:
Entspannte Menschen
Die Portugiesen sind ein sehr gechilltes, freundliches Volk. Die Menschen sind uns immer wohlgesonnen und gut gelaunt begegnet, mit viel Respekt für die Mitmenschen und auch deren Privatsphäre.
Grandiose Infrastruktur für Camper
Das Land ist sehr camperfreundlich, die Campingplätze sind fair bepreist und meist idyllisch mit viel Platz und schattenspendenden Bäumen. Abgesehen davon ist oftmals, zumindest nördlich von Lissabon, das Übernachten an einigen Strandparkplätzen offiziell erlaubt (und sogar kostenlos).
Leckeres Essen
Da wir fast nur an der Küste unterwegs waren, stand bei uns natürlich viel frischer Fisch auf der Speisekarte. Und davon gibt es in Portugal genug. Dazu lokales Obst und Gemüse, z.B. Papaya, Avocados, Süßkartoffeln etc. In Portugal wächst durch das ausgewogene Klima so gut wie alles. Micha war total fasziniert von den portugiesischen Nachspeisen und Süßigkeiten - die Auswahl könnte fast nicht größer sein. Und man kann nichts Falsches bestellen :-) Zu guter Letzt darf natürlich auch der Wein nicht fehlen. Hier kann Portugal locker mit Italien oder Frankreich mithalten. Besonders gut fand ich den typischen Vinho Verde, ein junger Wein mit etwas weniger Süße und Alkoholgehalt. Durch seine natürliche Kohlensäure ist er ein spritziger Genuss bei sommerlichen Temperaturen.
Faire Preise
Portugal ist unserer Meinung nach bei weitem nicht so teuer, wie der Ruf sagt. Die Campingplätze liegen, selbst zur Hochsaison, um die 20 € pro Nacht und die Lebensmittel sind günstiger als in so manch anderen südeuropäischen Ländern. Auch Restaurants und Bars sind sehr fair bepreist.
Einmalige, abwechslungsreiche Landschaft
Die Küste Portugals ist wunderschön und sehr divers. Von sanften Küstenlinien an der Algarve, über schroffe, wilde Buchten im Südwesten, bis hin zu endlos langen Sandstränden im Nordwesten - es ist alles dabei. Und bis auf ein paar Ausnahmen ist die Küste sehr natürlich und ursprünglich - weit entfernt von Massentourismus. Das Inland bietet nochmal eine ganz andere Landschaft. Im Norden sehr grün und hügelig mit atemberaubender Fauna und Flora.
Wow, mal wieder ein lebhafter und anschaulicher Bericht mit tollen Bildern. Ich hab mir schon fast selbst die Knie aufgeschürft beim Lesen über die Kletterei an den schroffen Felsen😉. Genießt die Rückfahrt und die letzten Tage in Chiavenna vor dem Aufbruch zur Panamericana 😊 Ganz liebe Grüße 😘 Silvi