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  • Writer's pictureMarion Marquardt

Dientes de Navarino - das schönste Trekking Patagonien's?

Updated: Jan 16, 2023

Trekking abseits der Massen - die südlichste Wanderung der Welt
Aufregende Anreise zum Trailhead - in einer kleinen Maschine fliegen wir nach Puerto Williams ein
Raue Landschaft, unwegsames Gelände und unberechenbares Wetter - wir sind der Natur voll ausgesetzt
Eine Inselhauptstadt mit Leben und Charme - Puerto Williams hat viel zu bieten

Wir haben schon öfter vom Dientes de Navarino Trek gehört. Angeblich kann er, was seine Schönheit betrifft, mit der im weltbekannten Nationalpark Torres del Paine mithalten. Das will was heißen. In allem anderen ist er wohl das krasse Gegenteil. Es gibt keinerlei Infrastruktur und das Trekking ist sehr wenig frequentiert. Genau das reizt uns. Ganz einfach ist er auch nicht zu erreichen, schließlich befindet sich die Wanderung auf der chilenischen Insel Navarino, südlich von Feuerland. Dorthin gelangt man nur vom chilenischen Festland, von Punta Arenas aus, entweder mit einer 30stündigen Fährfahrt oder per Flug mit DAP Airlines. Wir entscheiden uns für letzteres.


Fünf Tage sind für's Trekking geplant, wir reisen einen Tag vorher an. Unsere Wanderrucksäcke packen wir schon in Punta Arenas, inklusive der Verpflegung für die Wanderung. Beim Abflug in Punta Arenas wird mir erstmal das Campinggas abgenommen. So ein Mist, das hätte mir eigentlich klar sein müssen. Bevor er die Gaskartusche vernichtet, versichert mir der freundliche Flughafenmitarbeiter, dass ich auf der Insel Nachschub kaufen kann. Naja, aber sicher nicht die von Campingaz, die mit unserem europäischen Kocher kompatibel sind. Schon die Anreise ist ein Abenteuer für sich! Wir fliegen mit einer kleinen 16-Passagier Maschine, zusammen mit 5 weiteren Fluggästen. Immer wieder eröffnen sich aufregende Blicke auf die Gletscher und Seen Feuerlands. Was für eine wilde, raue Landschaft.


Flug von Punta Arenas nach Navarino Dientes de Navarino, schönste Wanderung Chile Feuerland
Flug von Punta Arenas nach Navarino


Auf der Insel erwartet uns Cecilia, in deren Hostel wir die Nacht vor dem Trekking verbringen werden. Matthias, ein Deutscher, der sich vor 9 Jahren in die Insel verliebt hat und seither jedes Jahr mehrere Monate dort verbringt, war mit uns im Flugzeug. Zuerst geht's ins lokale Pub "Dientes de Navarino", auf ein Bier und Empanadas. Gerade läuft das Fußballspiel Argentinien - Niederlande. Die Chilenen scheinen nicht sonderlich interessiert, dennoch ist die Stimmung in der Bar richtig gut. Was für ein Empfang. Die Atmosphäre im Hostel El Padrino ist ebenso familiär. Cecilia kümmert sich herzlichst um die Gäste; es ist eingeheizt, Tee und Kekse stehen auf dem Tisch. Da fühlt man sich direkt wohl. Und sie versichert uns, dass es eine Lösung für uns "Gasproblem" gibt. No worries :-) Ein Pärchen aus Südtirol, das gerade vom Trekking kommt, schenkt uns seine Gaskartuschen und Cecilia hat den passenden Gaskocher, den sie uns ausleiht.


Hostel El Padrino auf Navarino Chile Dientes de Navarino Feuerland
Hostel El Padrino auf Navarino

Am nächsten Morgen geht's los. Wir genießen ein ausgiebiges, spätes Frühstück im Hostel. Die Tagesetappen der Wanderung sind nur etwa 5 Stunden, die Tage soweit südlich sehr lang. Kein Grund zur Eile. Gegen 11 Uhr fährt uns Cecilia zum Trailhead. Auf dem Weg halten wir noch bei der lokalen Polizei. Jeder Wanderer sollte sich dort registrieren, mit der geplanten Route und Dauer, sowie einen Notfallkontakt angeben. Das machen wir natürlich. Immerhin ist das Trekking sehr abgelegen und wenig frequentiert, keine Infrastruktur, kein Handyempfang. Man sagt uns, dass der Weg meist eher schlecht bis gar nicht markiert ist und das GPS nicht immer funktioniert. Auch wettermäßig haben wir uns mental auf alles vorbereitet. Wir kennen ja bereits die unberechenbare Witterung in Feuerland und erwarten nicht allzu viel. Hoffentlich müssen wir zumindest nicht im Dauerregen laufen. Der Anfang ist vielversprechend. Die Temperatur liegt um die 10 Grad, Sonnenschein, kein Wind. Zu Beginn müssen wir regelmäßig auf's GPS schauen, erst nach und nach gewöhnen sich unsere Augen daran, den Weg zu erkennen. Mit viel Aufmerksamkeit sieht man die Fußspuren der wenigen Wanderer vor uns, ab und zu ist eine Markierung in Form einer bunten Schleife an Ästen oder ein Steinmännchen zu finden. Der Pfad schlängelt sich durch den Wald, immer bergauf. Es ist sehr matschig. Oftmals sinken wir knöcheltief ein. Das Vorankommen ist mühsam. Obwohl die Tagesetappe nur ca. 10 km beträgt, brauchen wir 5 Stunden. Unser Zeltplatz liegt idyllisch an einem See, der Laguna del Salto, gerade an der Baumgrenze. In diesen Breitengraden ist sie bereits bei etwa 500 Höhenmetern. Mit Zeltplatz ist übrigens ein vorgeschlagener Platz gemeint, in der Regel an einer Wasserquelle gelegen, mit einigermaßen flachem Gelände, um ein Zelt aufzustellen. Manchmal sind ein paar Steine oder Wurzeln zu einem Windschutz aufgetürmt. Bei den Windstärken hier hilft das allerdings nur bedingt, zumal der Wind von allen Richtungen kommt. Das Wetter am ersten Tag ist gnädig mit uns. Wir haben kaum Wind. Gottseidank. Unser 4-Jahreszeiten Zelt haben wir das erste Mal im Einsatz, dementsprechend fehlt uns die Routine beim Aufbau. Lasst mich vorweggreifen, unsere Lernkurve während des 5-tägigen Trekking ist zwangsläufig schnell.


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Zeltplatz an der Laguna del Salto

Trotz der angenehmen Wetterverhältnisse verkriechen wir uns gleich nach dem Abendessen ins Zelt und mummeln uns in die Daunenschlafsäcke ein. Gegen 20 Uhr taucht Matthias auf, den wir am Vortag kennengelernt haben. Er ist allein mit dem Zelt für einige Tage unterwegs. Und einen Guide mit 2 Personen treffen wir ebenso an dem Zeltplatz. Das sollen dann allerdings unsere Begegnungen mit anderen Menschen für die nächsten Tage gewesen sein. Wir werden gewarnt, dass für den kommenden Tag gegen 15 Uhr ein Gewitter angesagt ist. Nicht gerade günstig.


Am nächsten Tag erwartet uns eine Etappe über zwei Pässe. Wir umkreisen einen Teil der sog. Dientes de Navarino, zu deutsch, der Zähne von Navarino. Gleich zu Beginn haben wir einen Anstieg vor uns. Die Laguna del Paso auf ca. 700m ist noch teilweise gefroren. Eisschollen treiben auf dem See. Ein wunderschöner Anblick. Wir gehen auf Geröllfeldern am Ufer entlang, bergauf zum Paso de los Dientes. Auch hier kommen wir aufgrund des Geländes nicht arg schnell voran. An der Laguna de Pichaco, inmitten von Steinen entdecken wir einen Biber. Was der wohl hier zu suchen hat? Als Vegetarier hat er es nicht gerade leicht, etwas Essbares zu finden. Nun ja, vielleicht sucht er, wie wir, die Einsamkeit :-) Biber gibt es auch auf der Insel Navarino zuhauf. Ähnlich wie in Feuerland sind sie eine echte Plage, verändern und zerstören sie doch die Flora merklich. Auch entlang des Pfades sehen wir immer wieder die Spuren der großen Nagetiere. Dämme verändern Flussläufe, neue Seen werden aufgestaut, zerfressene Bäume versperren Wege. Dennoch unternimmt man nichts, um den Nager einzudämmen oder auszurotten, wie schon in unserem >>> Blog über Feuerland erwähnt.


Laguna del Paso Dientes de Navarino Feuerland Chile Wandern
Marion an der Laguna del Paso

Gerade als wir an der Laguna del Picacho eine kleine Pause einlegen wollen, fängt es an zu graupeln. Immer schön begleitet von kräftigen Windböen. Kein guter Zeitpunkt für eine Pause. Weiter geht's. Eine solche Witterung macht das Gelände natürlich gleich um ein Vielfaches anspruchsvoller. Die Steine sind rutschig und bei starkem Gefälle muss man aufpassen, dass einen der Wind nicht in die falsche Richtung bläst. Aber wir können alles "managen". Leider hält das Wetter an, bis wir unseren Übernachtungsplatz an der Laguna Escondida erreichen. Jetzt sollten wir unser Zelt etwas schneller als am Vortag aufbauen. Pressure on. Naja, wir kriegen es irgendwie hin, dennoch sind wir und unser Gepäck ganz schön durchnässt. Ironischerweise klart es wenige Minuten später auf. Strahlend blauer Himmel! Durch den ständigen Wind ändert sich hier das Wetter innerhalb von kurzer Zeit dramatisch. Eigentlich ganz praktisch. Wenn man nicht mit dem Wetter zufrieden ist, muss man nur eine Viertelstunde warten :-) Jetzt können wir auf jeden Fall unsere Klamotten trocknen. Micha geht es leider nicht gut, er hat Schüttelfrost und kann sich kaum mehr bewegen. Ich kümmere mich heute um den Abwasch und genieße es, ein bisschen zu lesen. Eigentlich fühle ich mich ganz wohl im Zelt. Unsere Ausrüstung bewährt sich. Die Temperaturen sind zwar mit 0-5° Celsius nicht gerade warm, aber frieren tun wir nie.


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Die Dientes de Navarino


Auch am nächsten Morgen erwartet uns blauer Himmel und Sonnenschein. Das Panorama ist der Wahnsinn. Micha ist wieder einsatzfähig, war wohl nur eine Unterkühlung. Hinter uns sind die markanten Linien der Dientes de Navarino zu sehen, vor uns liegt der Paso Ventarran. Und als wir oben auf dem Pass ankommen, erwartet uns ein weiterer magischer Anblick. Links von uns liegt eine ausgedehnte Seenlandschaft. Das Gelände sieht durch die wenige Vegetation und die intensiven Farben richtig verwunschen aus; in der Ferne das Meer und die Berge von Kap Horn.


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Dientes de Navarino am Morgen vom Pass


Vor uns liegt ein wunderschönes Tal, in das wir absteigen. Nach einem weiteren kleinen Pass erreichen wir die Laguna Martillo. Hier ist unser heutiger Zeltplatz vorgesehen. Allerdings sieht das Gelände nicht sehr einladend aus. Überall Matsch und keinerlei Windschutz. Außerdem wollen wir noch ein kleines Stück weiterkommen, um die Option zu haben, an Tag 4 rauszulaufen. Nach ca. 5 Stunden haben wir noch etwas Energie im Tank. Weiter geht's. Wir folgen den Steinmännchen, die immer wieder den Pfad markieren. Es geht konstant bergauf. Moment - irgendwas stimmt da nicht. Sollte der Weg sich doch auf mehr oder weniger gleichmäßiger Höhe durch das Tal schlängeln. Und Tatsache. Laut GPS befinden wir uns mehr als einen halben Kilometer vom Trail entfernt. Immerhin ist die Richtung nicht ganz verkehrt. Zurücklaufen wollen wir nicht. Meine Strategie ist es, den Markierungen zu folgen. Es gibt ja nur den einen (halbwegs) markierten Weg und irgendwer wird sich etwas dabei gedacht haben. Micha würde lieber querfeldein in Richtung Trail laufen. Die (übrigens nicht neue(!)) Diskussion erledigt sich bald, als wir die Markierungen verlieren. Micha übernimmt die Führung und wir bushwacken uns zurück zum Trail. Das Gelände ist immerhin ok. Keine Schluchten oder andere unpässlichen Stellen. Dennoch, ich bin genervt. Und als ich dann auch noch mit dem Fuß wadentief einsinke und in den Dreck falle, ist Schluss mit Contenance. Es ist einfach too Matsch! Nun ja, trotzen und schimpfen macht es auch nicht besser. Da muss ich durch. Gegen 18 Uhr sind wir endlich wieder auf dem Pfad. Und glücklicherweise finden wir gleich in der Nähe einen wunderschönen Campingplatz. Windgeschützt und mit einem Wahnsinnsausblick. Man könnte meinen, wir stehen vor den Drei Zinnen in den Dolomiten.


Zeltplatz nahe Laguna Martillo Dientes de Navarino Chile Feuerland Trekking Wandern Highlights Tierra del Fuego
Zeltplatz nahe Laguna Martillo

Einziger Nachteil des wunderschönen Platzes: es hat keine Wasserquelle. Nun ja, nur einen Bibersee. Das Wasser ist bräunlich, Insekten tummeln sich an der Oberfläche und ein Vogelkadaver treibt am Ufer. Das wollen wir uns trotz Wasserfilter nicht antun. Dann gibt's wohl einen Abendspaziergang zum nächsten Fluss. Wir prägen uns den Weg gut ein - noch einmal wollen wir uns heute nicht verlaufen :-)


Tag 4 steht an - auf dem Programm der wohl anspruchsvollste Teil mit dem Paso Virginia. Bisher ist das Trekking technisch nicht schwierig. Die größten Herausforderungen sind eher das unwegsame Gelände und die ständig wechselnden und extremen Wetterbedingungen. Ich erahne schon vom Kartenmaterial, dass der Pass ziemlich steil ist. Und zwar auf dem Weg nach unten. Das liebe ich. Oben angekommen treffen wir tatsächlich zwei Wanderer, die den Rundweg gegen den Uhrzeigersinn laufen. Etwa deswegen? Wir schauen nach unten und suchen verzweifelt einen möglichen Weg. Über den Gletscher ist keine Option. Überall sind Risse im überhängenden Schneefeld. Also außenherum, aber dennoch mehr oder weniger direttissima nach unten. Das erste Stück ist krass, wegrutschen könnte tatsächlich übel ausgehen. Ich finde kaum Halt auf dem ausgeblasenem Gelände. Dazu kommen noch unvorhersehbare Windböen und - um die Dramaturgie komplett zu machen - etwas Schneeregen.


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In manchen Situationen wünscht man sich keinen Rückenwind :-)

Glücklicherweise wird das Gelände nach den ersten 50 Höhenmetern Abstieg etwas dankbarer. Kleines Geröll erlaubt ein angenehmes seitliches Rutschen. Easy! Das macht ja fast Spaß (außer den Knien). Und natürlich scheint inzwischen auch wieder die Sonne. Jetzt geht es am Steilufer der Laguna del Guanaco entlang. Sieht ganz entspannt aus. Sobald allerdings eine Windböe durch in die Talschneise fegt, hilft nur, sich auf den Boden zu werfen. Mit dem schweren Gepäck und auf dem losen Gelände ist das Gleichgewicht extrem schwer zu halten. So kam es wohl schon vor, dass einige Wanderer in den Gletschersee gefallen sind. Und das kann durchaus tödlich enden, bei den Temperaturen.



Wir kommen gut am anderen Ende des Sees an, wo ein prädestinierter Campingplatz liegt und beschließen, die heutige Etappe zu beenden. Beim Zeltaufbau kämpfen wir mit dem Wind. Ein kurzer Augenblick Unaufmerksamkeit und schon weht das Zelt davon, bevor wir die Heringe befestigen können. Wir haben solches Glück, dass es nur eine kurze Böe war und wir das Zelt hundert Meter weiter aufsammeln können. Das hätte auch anders enden können. Nun ja, wir genießen die letzte Nacht im Zelt und nehmen noch einmal alle Wettervariationen mit.


Am nächsten Tag erwartet uns der Abstieg zur Küste, zurück nach Puerto Williams. Wir haben bereits gehört, dass die Wegmarkierungen zum Ende hin immer spärlicher werden. Das ist noch untertrieben. Wir sind fast die ganze Zeit am Bushwacken, orientieren uns grob am GPS und den Höhenlinien, immer die Küste im Blick. Dort unten ist die Straße, die nach Puerto Williams führt. Gut, dass ein neuer Tag ist. Wir brauchen fast 3 Stunden. Endlich an der Straße sind es noch ca. 6 km nach Puerto Williams, 8,5 km bis zu unserem Hostel. Wir haben uns natürlich wieder bei Cecilia einquartiert. Einige Sachen haben wir während der Wanderung bei ihr aufbewahrt. Auf einen Abholservice verzichten wir dennoch. Das Wetter ist herrlich. Die Sonne scheint, kaum Wind und an der Küste fühlt es sich wie Frühling an. Ich brauche noch ein bisschen einfachen Fußmarsch, um im Kopf mit dieser aufregenden, wunderschönen Wanderung abzuschließen. Ok, nach ca. 3 km war ich damit durch, und meine Füße und mein Rücken hätten sich etwas anderes gewünscht. Aber ganz oder gar nicht.


Schlussetappe ans Meer auf dem Weg nach Puerto Williams Dientes de Navarino
Schlussetappe ans Meer auf dem Weg nach Puerto Williams

Im Dorfsupermarkt decken wir uns erstmal ein. Unseren Proviant haben wir bis auf die letzte Nuss aufgegessen. Der Laden hier hat wirklich alles, was man braucht, und das zu echt fairen Preise für eine Insel am Ende der Welt und für Chile. Wir kaufen Cola, Chips, Schokolade, einfach alles, worauf wir Lust haben. Und ein bisschen frisches Obst für's Gewissen. Bei Cecilia im Hostel erwartet uns schon eine eingeheizte Stube. Herrlich. Nach einer Stunde Relaxen und einer heißen Dusche fühlen wir uns schon fast regeneriert. Und dann erfahren wir, dass abends eine Party steigt. Alfredo, Brasilianer, feiert seinen 69. Geburtstag und lädt uns alle zum Abendessen ein. Was für ein glücklicher Zufall! Auch er kommt jedes Jahr auf die Insel Navarino, seit er im Januar 2014 den Beagle Kanal, durchquert hat. Ja, wirklich. In 31 Minuten ist er bei rund 5° Celsius Wassertemperatur die 1,5 Kilometer vom Punta Peña auf der Insel Navarino zum Punta McKinley auf Feuerland geschwommen. In Begleitung der chilenischen und argentinischen Marine. Beeindruckend! Da relativiert sich der Stolz über meinen Polar Plunge in der Antarktis (>>> siehe unser Blog) - war ich doch nur wenige Sekunden im eiskalten Wasser.


Um 20 Uhr startet die Party, so heißt es zumindest. Nachdem Micha und ich uns bei der lokalen Polizei zurückgemeldet haben, sind wir pünktlich im Aufenthaltsraum von Cecilia's Campingplatz. Mit uns Matthias und zwei weitere Deutsche, Sophia und Tim, die am nächsten Tag auf den Dientes de Navarino Trek starten wollen. Von Gastgeber oder Cecilia, die das Essen vorbereitet, fehlt jede Spur. Naja, wir sind in Chile. Da tickt die Uhr etwas anders. Wir unterhalten uns, fangen schon mal an zu trinken und zu snacken. Vor allem Micha und ich haben Bärenhunger. Endlich sind alle da und es wird aufgetischt. Frischer Lachs geschmort mit Tomaten und Zwiebeln, Salat mit Königkrabben und andere Leckereien. Wow, das schmeckt so gut. Alles frisch vom Meer! Wir genießen die Vorzüge der Zivilisation und fallen dann satt und glücklich ins Bett.



Am nächsten Morgen erwartet uns ein leckeres Frühstück bei Cecilia. Dann ist es schon Zeit, Abschied zu nehmen. Wie schade. Die Insel hat noch so viel mehr zu bieten. Ich kann Matthias und Alfredo verstehen, die jedes Jahr im Sommer wieder kommen. Die Natur ist rau, aber wunderschön. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, zu wandern, Kajak zu fahren etc. Und auch Puerto Williams, die "Inselhauptstadt" hat ihren ganz besonderen Charme. Mit etwas mehr als 2.000 Einwohnern ist sie seit 2019 tatsächlich offiziell die südlichste Stadt der Welt. Bis vor diesem Zeitpunkt lag das Kriterium des INE (National Institute of Statistics), als Stadt gewertet zu werden, bei einer Einwohnerzahl von 5.000. Puerto Williams unternimmt einiges, um ein lebenswertes Umfeld für seine Bewohner zu schaffen. Dazu gehört natürlich bezahlbare Grundversorgung, Medizin, Schulbildung und auch die tägliche Anbindung (per Flug) ans Festland. Darüber hinaus ist immer etwas geboten. Ob klassische Konzerte, Ausstellungen oder Partys, es wird nicht langweilig. Für uns geht es erstmal zurück auf's Festland, nach Punta Arenas. Wir quartieren uns für ein paar Tage, bei Nina, einer lieben Bekannten, die wir auf der Antarktisreise kennengelernt haben, ein. Wir genießen es sehr, zwischendurch eine Art Alltag zu haben. Und natürlich genießen wir die chilenische Gesellschaft bei Pisco Sour und Lamm vom Grill.


P.S.: Bleibt noch die Frage, ob das Dientes Trekking das schönste Patagonien's ist? Da wir jetzt schon viele Touren gelaufen sind und einiges gesehen haben, müssen wir das aus unserer Sicht verneinen. Allerdings war es mit Abstand das wildeste Trekking.


Hier findet ihr den GPS-Track vom Dientes de Navarino Trek:


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