Wir haben schon viel gemacht, und noch viel mehr vor :-) Unter anderem wollen wir den Piz Bernina besteigen, und zwar von der italienischen Seite aus. Aber eins nach dem anderen.
Den Bergführer Cristian Candiotto, alias Cinghio (zu Deutsch: Wildschwein) kennen wir schon seit einiger Zeit von einem mehrtägigen Lawinentraining. Das Vertrauen ist da und wir wollen mit ihm auf den Piz Bernina. Aber erstmal müssen wir uns mit hochalpinem Gelände und Gletschern vertraut machen. So machen wir mit ihm Ende August ein dreitägiges Training mit Cristian. Welcher Ort würde sich da eher anbieten als das Valmalenco mit seiner diversen Landschaft und den vielen 3.000ern ringsherum. Wir sind insgesamt zu viert; Marco und Luigi, zwei Italiener aus der Region Mailand, sind auch dabei. Sie haben schon etwas mehr Erfahrung und arbeiten als autonomes Team.
Wir treffen uns in Chiareggio und laufen dann zum Rifugio Gerli-Porro, unserem Basislager, hoch. Nach einer kleinen Stärkung geht es los mit Sicherungstechniken auf steinigem Gelände. Dazu lernen wir erstmal Knoten, Knoten und nochmal Knoten - bis wir fast einen Knoten im Kopf haben :-) Aber der richtige Knoten entscheidet eben über alles. Und so trainieren wir unterschiedliche Konstellationen am Hang. Schließlich wagen wir uns an den Klettersteig Torrione Porro mit seinen 823 Höhenmetern. Allerdings eben nicht mit dem klassischen Klettersteigset und der Sicherung am Stahlseil, sondern in der Seilschaft mit Cristian - eine super Erfahrung.
Am nächsten Tag steht das Training auf dem Gletscher an. Der Ventina Gletscher ist nur ca. eine Stunde von unserer Hütte entfernt. Und so treffen wir uns um 6 Uhr zum Frühstück und los geht's. Dort angekommen machen wir uns mit Eispickel und Steigeisen vertraut. Dazu gehört auch der sogenannte Duck-Walk. Beine breit machen, sonst fällt man über seine eigenen Füße! Und das kann mit Steigeisen an den Füßen und Eispickel in der Hand sehr gefährlich sein.
Ursprünglich wollte Cristian mit uns auf den Pizzo Cassandra, allerdings sind die Bedingungen nicht optimal und dazu kommt, dass Micha und ich noch zu unsicher sind. Und so üben wir den ganzen Tag die Sicherungstechniken am Gletscher. Eine sehr wichtige Lektion ist: "Rope strong." Das Seil muss immer straff sein, sonst ist die Sicherung des Partners in Gefahr, vor allem wenn der Sichernde unkonzentriert und/ oder ein gutes Stück leichter ist. Micha und ich haben das in allen Konstellationen ausprobiert. Es ist wirklich erstaunlich, was da für Kräfte wirken. Wenn wir alles richtig machen, können wir uns aber locker gegenseitig sichern. Hier noch ein paar Eindrücke von Tag 2.
Am letzten Tag gehen wir nochmal an den Fels und üben Rettungstechniken. Wir simulieren eine Rettung aus einer Gletscherspalte. Und schnell wissen wir, das darf gar nicht erst passieren! Die Sicherung und die Knotentechnik ist extrem kompliziert. Und erschwerend kommt natürlich die Stresssituation, das schwierige Terrain und die Kälte dazu. Cristian fordert uns wirklich, bis wir alles gut geübt haben.
Der Spaß kommt bei unserer Truppe natürlich auch nicht zu kurz. Und die Abend sind sehr gesellig, bei gutem Essen und Wein im Rifugio Gerli-Porro.
In Summe war das Training wirklich supppppper, wie Cristian sagen würde. Wir haben extrem viel gelernt. Jetzt heißt es, üben, üben, üben. Nur so können wir Sicherheit im hochalpinen Gelände gewinnen. Und dann steht auch dem Piz Bernina nichts mehr im Weg.
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