Surfen in Montanita - perfekte Wellen und entspanntes Beachlife
Keine Sonne, kein Wasser, kein Strom - der Energiehaushalt ist am Limit
Not-OP am Kopf - Micha's Mitbringsel aus dem bolivianischen Regenwald muss raus
Isla de la Plata - die Silberinsel mit ihrer einzigartigen Tierwelt weckt Michas Fotografen-Herz
Nach fast 2 Monaten in Peru ziehen wir weiter nach Norden, Ecuador erwartet uns. Wir sind gespannt, was dieses kleine Land am Äquator zu bieten hat. Zunächst wollen wir die Küste erkunden und hier und da surfen.
Der Grenzübergang verlauft leider nicht so reibungslos. Lange Schlangen und ein falsch ausgestelltes TIP (Einreisedokument für unser Auto), für das wir nach der ersten Polizeikontrolle nochmal zurück zum Zoll fahren müssen, kosten uns fast 4 Stunden. Und die Fahrt geht so ineffizient weiter, etwa alle 10 Minuten werden wir angehalten. Mal werden Führerscheine, mal Ausweise, mal Zolldokumente kontrolliert. Nicht gerade passend, da Diego irgendwann aufwacht und nicht mehr einschläft. Eine Kfz-Versicherung ist in Ecuador übrigens keine Pflicht - also am besten keinen Unfall bauen. Gar nicht so einfach bei der Fahrweise der Südamerikaner.
Die Stadt Guayaquil meiden wir, so gut wie möglich. Sie ist angeblich nach Caracas in Venezuela die zweitgefährlichste Stadt in Südamerika. Wir fahren durch - ohne Halt. Was uns gleich auffällt, ist, dass es in Ecuador auf einmal viele amerikanische Ketten, wie McDonalds, gibt. Durch den Dollar als offizielle Währung ist Ecuador deutlich mehr in Richtung Nordamerika orientiert als die bisherigen Länder unserer Reise. Auch guten Kaffee finden wir fast überall. Die Preise sind allerdings auch etwas "nordamerikanischer". Man kann, verglichen damit, noch nicht von teuer sprechen, aber alles kostet mindestens doppelt so viel wie in Peru (abgesehen vom Diesel, der aufgrund der staatlichen Deckelung bei etwa 50 Cent pro Liter liegt), manches sogar ein Vielfaches, z.B. Sonnencreme und Alkohol. Beides leider essentiell :-)
Außerhalb der großen Städte fühlen wir uns immer sicher, auch wenn das auswärtige Amt aktuell Reisen in Ecuador wohl als sehr kritisch sieht. Laut den Einheimischen und Expats, die wir kennenlernen, hat allerdings nur die Bandenkriminalität in Städten zugenommen, so eine Art Maffia. Die Banden bekriegen sich gegenseitig, fordern Schutzgeld etc. Die Touristen und Dorfbewohner lassen sie in Ruhe; natürlich passiert es ab und zu, dass ein Schusswechsel einen trifft, der zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Im beschaulichen Örtchen Ayampe ist allerdings schon seit 6 Monaten niemand mehr zu Schaden gekommen, erzählt Sandra, die schon seit 30 Jahren hier lebt.
Einen längeren Stop legen wir in Montañita ein, Surfer- und Partystadt. Auf letzteres haben wir mit Diego keine so rechte Lust, aber in der Nebensaison soll es ruhiger sein. Und tatsächlich, die Stadt gefällt uns sehr gut, es ist kaum was los. Wir haben den Strand fast für uns. Die Wellen sind perfekt für uns. Und so bleiben wir einige Tage. Die bestehen aus Spielen mit Diego am Strand, in der Hängematte abhängen und surfen. Endlich finde ich auch ein Strandmoden-Geschäft. Schon seit Monaten habe ich einen neuen Bikini (optional mehrere :-)) auf der Einkaufsliste. In Peru war ich allerdings erfolglos. Nicht einmal die großen Shoppingmalls rund um Lima hatten im Winter Bademoden. Ein absolutes Rätsel für mich. Die Peruaner gehen wohl weder zu der Zeit ans Meer noch machen sie Badeurlaub im Ausland. In Montañita lande ich zufällig (wirklich!) in einem Atelier, das Bikinis maßschneidert - ein absoluter Traum. Ich habe die Wahl zwischen unzähligen Schnitten und tollen Stoffen. Innerhalb von 2 Stunden sind die Waren angeblich fertig. In Wahrheit hole ich sie vier Tage später ab. Wie war die erste Lektion in Südamerika noch? Tranquilidad, patiencia e mañana. Es liegt aber unter anderem daran, dass nicht immer Strom da ist. Landesweit ist momentan Elektrizität nur 16 Stunden pro Tag verfügbar. Und ohne Licht und Strom kann nicht genäht werden. Das Land erlebt gerade die größte Trockenzeit seit 60 Jahren, was die Energiesituation verschärft, da fast 90% der Elektrizität des Landes von Wasserkraftwerken und Flussläufen abhängt. Keine einfache Situation für die Geschäftsleute hier. Trotzdem sind Generatoren und Batterien hier nicht regelmäßig im Einsatz. Kurioserweise ist nur die Nachfrage nach Kerzen und Taschenlampen gestiegen. Wir selbst kämpfen auch mit dem Energiemanagement im Camper. Denn die Sonne zeigt sich selten. Meist ist der Himmel stark bedeckt, so dass die Solarpanels kaum wirken. Zudem hat Ecuador 110 Volt Strom, womit unser Ladegerät leider nicht umgehen kann. So bleibt uns nur, hin und wieder zu fahren, um die Batterien zu laden. Denn der Kühlschrank hat es nicht leicht. Die Temperaturen sinken trotz fehlender Sonne auch nachts nie unter 20 Grad.
Zwischendurch steht leider noch ein Arztbesuch für Micha an. Seit unserem Aufenthalt im bolivianischen Regenwald hat er eine Beule am Kopf. In diesen 8 Wochen ist sie gewachsen, gewandert, hat sich entzündet und sich schließlich geöffnet - wie ein Vulkankrater. Meine Erstdiagnose von "Ich hab sowas auch manchmal unter den Haaren, geht von allein wieder weg", änderte sich in den letzten Wochen zu "Ich glaub, da lebt was". Nach einem erfolglosen Arztbesuch in Peru, der nur mit Antibiotika behandelt, sind wir nun bei einem Doktor in Ecuador. Gleich als er die offene Wunde sieht, ruft er "Hola" hinein und lacht. Micha hat sich leider einen sogenannten Chontacuro, den Amazonas-Käfer, eingefangen. Durch einen Stich gelangen seine Eier unter die Haut. Mit der Zeit ist dort eine richtig fette Larve entstanden - echt eklig. Als der Arzt das Ding mit der Pinzette rauszieht, finde ich es trotzdem ein bisschen lustig. Genauso wie der Arzt. Ich durfte die kleine Operation sogar filmen. Der Arzt gibt uns noch vor der Rechnung seine WhatsApp Nummer, mit der Bitte, ihm unbedingt den Mitschnitt zu schicken. Und sogleich landet das Video in seinem WhatsApp Status - der hat Humor. Wir sind vor allem erleichtert, dass alles gut ausgegangen ist. Die letzten Wochen war einfach der Wurm drin :-)
An der Küste entlang fahren wir Richtung Norden. Bald liegt die Isla de la Plata vor der Küste, bekannt als das Galapagos für Arme. Auch hier leben zahlreiche endemische Vogelarten. Und mit etwas Glück könnten wir die letzten Buckelwale sehen, bevor sie in die Antarktis ziehen. Die Blaufußtölpel, die auf der Insel nisten, sind leicht zu finden. Sie haben hier keine natürlichen Feinde, nur nicht immer ausreichend Futter für ihren Nachwuchs. Sie ernähren sich ausschließlich von Fisch und während des El Niño im Dezember und Januar gibt es davon nicht genug. So überleben oft nur ein oder zwei Küken. Die Eltern gehen abwechselnd fischen, während der andere die Kinderbetreuung übernimmt. Und nach einem Jahr, wenn die Jungen flügge sind, trennt sich die Familie. Die blauen Füße bekommen die Vögel übrigens durch ihre Ernährung. Sie fressen meist kleine Fische, wie Sardinen, die sehr karotinhaltig sind. Letzteres können sie allerdings nicht verdauen und so bleibt es im Körper, und zwar in den Füßen. Blaufußölpel mit knallblauen Füßen essen besser, Mütter haben in der Regel türkisblaue Füße, da sie ihren Nachwuchs versorgen. Auch den Galapagos-Albatros und den Nazca-Tölpel bekommt Micha noch vor die Linse.
Die Unterwasserwelt ist nicht minder beeindruckend. Beim Schnorcheln schwimmen unzählige bunte Fische um mich herum. Und sogar eine grüne Meeresschildkröte.
Am spektakulärsten allerdings ist der Buckelwal, der bei der Rückfahrt auf einmal vor unserem Boot auftaucht. Damit haben wir nicht mehr gerechnet. Während die Mutter nur ab und zu ihren Rücken zeigt, springt das etwa 2 Monate alte Kalb munter herum. Ich bin hin und weg!
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